Wie Dresdens Bibliotheken von Fake-News profitieren

Stolze Zahlen aus den städtischen Bibliotheken haben am Freitag Direktor Arend Flemming und Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) vorgelegt. Die DNN fassen zusammen, wo es besonders gut aussieht und wo der Schuh drückt. Wie werden die Bibliotheken genutzt? Erstmals seit der Einführung der Benutzungsgebühren im Jahr 2001 gibt es wieder mehr als 80 000 zahlende Nutzer in den 21 Bibliotheken der Stadt. Das stärkste Plus brachten die Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ein, deren Zahl um vier Prozent stieg. Der Anteil weiblicher Nutzer stieg leicht auf 63,8 Prozent. Insgesamt sind es aktuell 80 510 Nutzer. Die Zahl der Besuche in Bibliotheken stieg gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,8 Prozent auf 1,704 Millionen. Welche besonderen Entwicklungen gibt es? Mit 88 045 Vorgängen stieg die Zahl der Nutzung digitaler Dienstleistungen um 121,4 Prozent am dynamischsten. Bei den Entleihungen, die um 0,6 Prozent auf 5,416 Millionen anstiegen, sind 307 045 virtuell erfolgt, 13 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die E-Bibo erzielte damit laut Flemming erstmals mehr Entleihungen als jede Stadtteilbibliothek. Zum digitalen Bereich gehören neben E-Books auch Datenbanken wie Munzinger oder Streaming-Dienste für klassische Musik (Naxos) oder Videos von Konzerten, Opern, Ballett und mehr (Medici.tv). Der Bereich legt kräftig zu. Ab April soll mit „Freegal“ ein Musikstreamingangebot für Rock und Pop dazukommen. Was sind die Ausleihrenner? Bei der Belletristik war es „Mondschwester“ von Lucinda Riley und bei den Kinderbüchern „Die Schule der magischen Tiere – Hin und weg“ von Margit Auer. Becoming (Michelle Obama) interessierte bei den Sachbüchern. Bei den Filmen war es „Gundermann“ (Regie: Andreas Dresen) und bei den Musik-CDs „Rammstein“. „Lotti Karotti – das total verdrehte Hasenrennen“ begeisterte bei den Brettspielen besonders. Interessieren gedruckte Bücher noch? Der Bibliothekschef hatte schon bei der Bilanz im Vorjahr erklärt, „das Buch ist nicht tot“. In diesem Jahr konnte er einen speziellen Effekt vermelden. Die Entleihungen an Sach- und Fachliteratur sind in der Zentralbibliothek, die sich im sanierten Kulturpalast befindet, um 6,1 Prozent gestiegen. Flemming sieht darin einen Beleg dafür, dass es wichtig ist, in Zeiten von „Fake News“ stabile Informationen vorzuhalten. „Es wirkt sich aus, in Qualität zu investieren“, sagte der Direktor. Welche besonderen Angebote gibt es? Flemming hob vor allem die durchgängig geöffnete Bibliothek in der Südvorstadt hervor. Als Pilotprojekt war dort die Öffnung an sieben Tagen ab 10 Uhr getestet und sehr gut angenommen worden. An Wochenenden und am Donnerstag ist die Bibliothek Südvorstadt (Münchner Platz 2) ohne Fachpersonal zugänglich und durch einen Wachdienst abgesichert. Entleihungen, Besuche und Neuanmeldungen hätten stark zugenommen. Was sagte die Politik? Für Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch, zu deren Geschäftsbereich die Bibliotheken gehören, sind die Einrichtungen Orte der Inspiration, die zu den wichtigsten Kulturträgern in der Stadt gehören. Die Stadt leiste damit aber auch einen Beitrag zur Bildungslandschaft, um Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Welche Pläne gibt es? Daher soll auch der Ausbau der Schulbibliotheken vorangetrieben werden, vor allem mit Blick auf die im Bildungsbericht der Stadt ausgewiesenen Stadtteile, in denen die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen besonders beeinträchtigt sind, weil sie in wirtschaftlich schwachen Verhältnissen aufwachsen. Arend Flemming und Annekatrin Klepsch dankten neben den rund 160 Mitarbeitern in den Bibliotheken auch allen ehrenamtlichen Helfern, ohne die beispielsweise Bücherhausdienste und Lesepatenschaften an Schulen undenkbar wären. Wo drückt der Schuh? Neben dem Ausbau des Systems der Schulbibliotheken, für die es immer auch die Bereitschaft in den Schulen geben müsse, wollen Flemming und Klepsch gern Standorte nach dem Vorbild der Stadtteilbibliothek Südvorstadt ausbauen. Die Bibliotheken können damit auch zu Nachbarschaftszentren werden. Durch das frühe Ausscheiden bei der Kulturhauptstadtbewerbung, über die das Pilotprojekt finanziert worden war, fehle in diesem Jahr jedoch das Geld für die Umwandlung einer weiteren Bibliothek etwa in Klotzsche. Im nächsten Doppelhaushalt der Stadt wünscht sich Flemming die Mittel für die Umwandlung von zwei Stadtteilbibliotheken jährlich. Der Aufwand liege bei etwa 44 000 Euro pro Standort. Lesen Sie auch: Dresden will Bibliotheken auch sonntags öffnen Mehr Besuche, mehr aktive Nutzer, mehr ausgeliehene Medien Von Ingolf Pleil

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