Weniger Arbeitslose in Dresden im März; Zahlen ohne Coronafolgen

Die Zahlen wirken wie aus der Zeit gefallen, denn sie spiegeln den Stand am Arbeitsmarkt vor der Coronakrise wider. Heißt: „Shutdown“ und Kurzarbeit haben noch keinen Eingang in die Statistik gefunden, die jeweils zur Monatsmitte erhoben wird. Und so wird sich später sehr klar an den Zahlen vom März 2020 ablesen lassen, welche tiefen Spuren der Stillstand der Wirtschaft hinterlassen hat. Belebung am Arbeitsmarkt vor Corona: In Dresden hatte das Frühjahr auch schon begonnen, den Arbeitsmarkt zu beleben: 16 410 Menschen waren ohne Job, 301 weniger als im Februar (und 903 weniger als im März 2019). Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, sank gegenüber Februar um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent (März 2019: 5,9 Prozent). Zugang zu Kurzarbeit erleichtert: Jan Pratzka, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dresdner Agentur für Arbeit, geht mit Blick auf die Coronakrise nicht davon aus, dass sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit im April fortsetzen wird. Wenn die Wirtschaft still stehe, sei „mit Einstellungen ist in den nächsten Wochen kaum zu rechnen. Wie sich die Arbeitslosigkeit in den nächsten Wochen entwickeln wird, hängt wesentlich davon ab, in welchem Umfang Unternehmen den aktuell deutlich erleichterten Zugang zu Kurzarbeit nutzen werden“. Zahlen zu Anzeigen der deutschen Unternehmen auf Kurzarbeit hat die Agentur für Arbeit am Nachmittag bekanntgegeben. In Ostsachsen wurden allein im März 10 200 Anträge gestellt. Auch wer sich gerade in Ausbildung befindet, hat unter Umständen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Das teilt die Agentur für Arbeit in Dresden mit. Wenn Unternehmen schließen, steht den Azubis für die ersten sechs Wochen eines möglichen Arbeitsausfalls die volle Ausbildungsvergütung (§ 19 Abs. 1 Nr. 2 BBiG) zu. Ab der siebenten Woche kann auch für sie Kurzarbeitergeld gezahlt werden. Die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern und die Bundesagentur für Arbeit appellieren an die Wirtschaft, die künftigen Fachkräfte auch in den jetzt schwierigen Zeiten im Unternehmen zu halten und weiter ans Morgen zu denken. In der Regel, so die Agentur, sind Auszubildende nicht von Kurzarbeit betroffen. Firmen können versuchen, die Ausbildungspläne umzustellen oder Online-Seminare zu nutzen. Arbeit hinter verschlossenen Türen mit Hochdruck: Die Agentur arbeite hinter ihren für den Besucherverkehr gesperrten Türen „mit Hochdruck daran, die überaus wichtigen Leistungen wie Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld fristgerecht zur Auszahlung zu bringen und dafür zu sorgen, dass jeder, der Hilfe braucht, diese schnell erhält“, sagte Pratzka. 5343 der 16 410 Arbeitslosen in Dresden wurden von der Agentur für Arbeit betreut (213 weniger als im Februar). Das Dresdner Jobcenter betreute 11 067 Männer und Frauen ohne Job (88 weniger als im Vormonat). Gut 6500 Männer und Frauen tauchen nicht in der Statistik auf, weil sie in Weiterbildung oder ABM stecken. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen – also der Menschen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind – verringerte sich im März in Dresden um 38 auf derzeit 4910. Nachfrage nach Arbeitskräften schon vor Corona rückläufig: Trotz Frühjahrsbelebung war die Arbeitskräftenachfrage im März erneut gesunken. Beim gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Dresden waren insgesamt 851 Stellenangebote eingegangen – 83 weniger als im Februar. Gesunkene Zahlen auch im Freistaat insgesamt: Im Freistaat Sachsen waren mit Stichtag 12. März „coronabereinigt“ 116 570 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet – fast 3200 weniger als im Februar. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent. Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion der Arbeitsagentur in Chemnitz, erwartet für den April mehr Arbeitslose. Zunächst jedoch schnellt die Kurzarbeit in die Höhe. Seit der Bund den gesetzlichen Rahmen für die Ausweitung geschaffen hat, ist die Zahl der Anzeigen exorbitant gestiegen. Von Barbara Stock

Wirtschaft - Weniger Arbeitslose im März in Dresden: Coronafolgen noch nicht erfasst