Weißer Flotte in Dresden droht der Untergang

Schwerer Schlag für die Sächsische Dampfschiffahrt: Ein für das wirtschaftliche Überleben unbedingt erforderliches Millionendarlehen wird von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) nicht ausgezahlt. Das erfuhr das Unternehmen kurzfristig am Donnerstagmorgen. Die SAB habe in einem Schreiben darüber informiert, dass die geplante Auszahlung aus förderrechtlichen Gründen nicht erfolgen könne, erklärte Geschäftsführer Jeffrey Pötzsch. Konsequenz: Die Dampfschiffahrt kann die Mai-Gehälter ihrer Mitarbeiter nicht zahlen. „Die Absage der Aufbaubank hat besonders unsere Mitarbeiter hart getroffen“, so Mitgeschäftsführerin Karin Hildebrand. „Wir verstehen, dass sich die Kollegen Sorgen um ihre Arbeitsplätze und die Zukunft der Dampfschiffahrt machen.“ Die Geschäftsführung werde alles dafür tun, die Gehaltszahlungen so schnell wie möglich nachzuholen. Hundert Arbeitsplätze in Gefahr: Mitarbeiter hatten am Donnerstagmittag auf dem Dampfer „Dresden“ gegen die drohende Insolvenz protestiert. „Schiffe, Tochterunternehmen und damit mehrere Hundert Arbeitsplätze sind in Gefahr“, erklärte Marketingleiter Robert Körner für die Mitarbeiter. Die älteste Raddampferflotte der Welt sei ein international bekanntes Wahrzeichen von Dresden, das erhalten werden müsse. Die Sächsische Aufbaubank wollte die Vorgänge nicht kommentieren. „Wir sind dem Bank- und Verwaltungsgeheimnis verpflichtet“, erklärte Sprecherin Beate Bartsch. Deshalb könne die Aufbaubank keine weiteren Auskünfte geben. Sandra Jäschke, Sprecherin von Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU), erklärte gegenüber den DNN: „Der Freistaat Sachsen wird einen Weg, der möglicherweise nun zu neuen Strukturen führen muss, nach Kräften unterstützen. Oberstes Ziel ist der Erhalt der Flotte und ihr Betrieb auf der Elbe.“ Fahrbetrieb auf der Elbe startet trotz der Schwierigkeiten: Wegen der Corona-Pandemie konnten die Schiffe der „Weißen Flotte“ in den vergangenen Wochen nicht fahren. Das hat die ohnehin aufgestauten finanziellen Probleme des Unternehmens drastisch verschärft. Die Dampfschiffahrt hatte bereits in den Vorjahren wegen Niedrigwasser Verluste eingefahren. Am Freitag soll dennoch der Fahrbetrieb auf der Elbe wieder starten. „Dazu stehen wir trotz der aktuellen Schwierigkeiten“, erklärte Körner. Die Geschäftsführung werde mit dem Verwaltungsrat der Sächsischen Dampfschiffahrt jetzt intensiv nach Lösungen suchen, erklärten Pötzsch und Hildebrand. Man werde mit möglichen Finanzierungspartnern wie dem Freistaat, der Aufbaubank, der Landeshauptstadt Dresden und der Ostsächsischen Sparkasse über verschiedene Möglichkeiten sprechen. Parallel bereite das Unternehmen eine Sanierung in Eigenverwaltung vor, kündigte Hildebrand an. „Binnen Wochenfrist brauchen wir eine Lösung.“ Von Thomas Baumann-Hartwig

Dresden - Millionenkredit für Sächsische Dampfschiffahrt geplatzt: Weißer Flotte droht der Untergang