Der öffentliche Nahverkehr auf der Schiene in und um Dresden soll in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden. Auf der Zweckverbandssammlung am Dienstag hat der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) die Weichen für gleich drei große Projekte gestellt. Geplant ist, die Bahnstrecke nach Königsbrück auszubauen, den Takt auf der Strecke nach Kamenz in der Hauptverkehrszeit zu verdoppeln und durch den Kauf neuer Fahrzeuge mehr Angebot auf den drei Dresdner S-Bahn-Linien zu schaffen.
36 Millionen Euro Kosten
Bereits seit längerem hegen der Verband und der Freistaat Pläne für eine Modernisierung der Nebenstrecke von Dresden nach Königsbrück. Die Trasse soll so ertüchtigt werden, dass künftig zwischen Dresden und Ottendorf-Okrilla Züge im 30-Minuten-Takt fahren können. Bisher rollen die nur im Stundentakt. Die Verantwortlichen erhoffen sich durch das deutlich attraktivere Nahverkehrsangebot zwischen der Landeshauptstadt und dem einwohner- und wirtschaftstarken Vorort eine Steigerung der Fahrgastzahlen von jetzt 1 700 Personen auf 3 300 pro Tag.
Die Kosten für den Ausbau werden auf etwa 36 Millionen Euro geschätzt. In Kürze wollen VVO, der Freistaat, die Deutsche Bahn und der Bund dazu Gespräche aufnehmen. Im besten Fall könnte das Vorhaben bis 2024 umgesetzt werden. Auf der Versammlung haben die VVO-Mitglieder nun bereits ihren Anteil für die Planungskosten in Höhe von 2,2 Millionen Euro beschlossen.
Stetig wachsende Nachfrage
Grünes Licht erteilten die Mitglieder des Verbandes auch für einen deutlichen Ausbau des Angebots auf der Strecke von Dresden nach Kamenz. In der Hauptverkehrszeit von montags bis freitags sollen künftig zwischen der Elbe und der Lessingstadt zwei Züge je Stunde in jede Richtung rollen. Auch hier gibt es aktuell nur einen Ein-Stunden-Takt. Mit dem Ausbau des Angebots reagiert der VVO auf die stetig wachsende Nachfrage auf der Strecke. Den Angaben nach wächst diese jedes Jahr um zehn Prozent.
Hinter den enormen Zuwächsen steckt einerseits der wirtschaftliche Aufschwung der Region um Kamenz mit vielen neuen Arbeitsplätzen. Zugleich ziehen aber auch immer mehr Menschen aufs Land, die dann mit der Bahn zum Arbeiten nach Dresden pendeln. Um das Angebot finanzieren zu können, baut der VVO auf die Unterstützung vom Freistaat. Gegenwärtig gebe es dazu positive Signale aus der Staatskanzlei, heißt es vom Verband.
15 neue Fahrzeuge
Volle Züge gibt es wegen einer deutlich erhöhten Nachfrage auch auf den S-Bahnlinien nach Meißen, Tharandt und zum Flughafen. Um mehr Platz zu schaffen, haben sich die VVO-Mitglieder für die Anschaffung neuer Triebköpfe ausgesprochen. Die sollen die noch vor etliche S-Bahnen gespannten unwirtschaftlichen Loks der Baureihe 143 ersetzen. Die doppelstöckigen Triebköpfe bieten zugleich jeweils 91 zusätzliche Sitzplätze. Angedacht ist die Anschaffung von 15 dieser Fahrzeuge. Laut VVO werde so bei knapp zwei Dritteln aller S-Bahn-Fahrten die Anzahl der Sitzplätze um 50 Prozent gesteigert. Auch hier setzt der Verband bei der Finanzierung auf den Freistaat und will nun eine mögliche Förderung ausloten.
Zum Verkehrsverbund Oberelbe gehören die Kreise Meißen, Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, der westliche Teil des Kreises Bautzen und die Stadt Dresden. Im vergangenen Jahr waren etwa 219 Millionen Fahrgäste im VVO unterwegs. Um das Angebot attraktiver zu machen, hatte der Verband zuletzt unter anderem bereits den Takt auf der S-Bahnlinie 1 verdichtet, mit dem Plus-Bus-Netz bessere Verbindungen in den ländlichen Raum geschaffen und das Angebot der Dresdner Verkehrsbetriebe verbessert.
Von Sebastian Kositz