Straßenbahnen in Dresden: 25 Jahre Stadtbahnwagen

Die Straßenbahnfahrzeuge, die heute den Linienverkehr auf Dresdner Gleisen und denen ins Umland dominieren, sind sogenannte Stadtbahnwagen in Niederflurbauweise. Es sind Gelenkwagen aus mehreren beweglich verbundenen Teilen mit unterschiedlicher Länge, Aufbau und Achsformel. Durch die einheitlich schwarz-gelbe Farbgebung und ein ähnliches Design sind die verschiedenen Typen vielleicht erst auf den zweiten Blick voneinander zu unterscheiden. Sie haben die Tatra-Bahnen, bei denen ein Zug noch aus mehreren einzelnen Fahrzeugen bestand, mittlerweile fast vollständig abgelöst. Ein wesentliches Argument ihrer Beschaffung war das niedrige Niveau der Einstiege. Durch die neue Bauweise der Motoren und einer elektronischen Steuerung hört der Fahrgast bei der Fahrt fast nur noch die Schienenstöße. Umfangreicher „Straßenbahn-TÜV“ alle acht Jahre fällig: Alle wurden bisher im Waggonbau Bautzen hergestellt, der bekanntlich vor 90 Jahren beginnend auch schon die Hechtwagen an die Elbe geliefert hatte. Die erste Bauart wurde noch in Lizenz entwickelt und bezog sich damit auf Bahnen, mit denen man in Mannheim und Ludwigshafen gute Erfahrungen gesammelt hatte. Mit ihnen wurde auch die Frontgestaltung als „Delphingesicht“ kreiert und das erste Exemplar des fünfteiligen Triebwagens mit sechs Achsen am 15. Dezember 1995 übergeben – also vor reichlich 25 Jahren. Die ersten Serienfahrzeuge wurden im Jahr darauf ausgeliefert, so dass am 4. April 1996 der Linienverkehr auf der Line 1 Leutewitz – Tolkewitz aufgenommen werden konnte. Später kamen die Linien 3 Südvorstadt – Wilder Mann und 7 zwischen Weixdorf und Wölfnitz dazu. Bis 1998 wuchs der Bestand auf 60 Einheiten an, etwa ein Viertel davon sind Zweirichtungsfahrzeuge. Ein solcher Wagen ist ca. 30 Meter lang und kann 184 Fahrgäste befördern. Teilweise wurden diese Triebwagen auch in Doppeltraktion eingesetzt. Lesen Sie auch Dresden schafft mehr Platz für Fußgänger Dresdner Verkehrsbetriebe bauen Leitstelle um – und wollen Fahrgäste schneller informieren Mehr als nur Bus und Bahn: Deshalb setzen die DVB auf Videos Daraus abgeleitet, beschaffte die Dresdner Straßenbahn in den Jahren 2001 und 2002 auch 23 siebenteilige Einheiten mit acht Achsen für 256 Fahrgäste mit 41 Metern Länge. Bis heute sind sie alle noch in Betrieb, wenn auch infolge von diversen Unfällen natürlich nicht mehr gänzlich unversehrt. Für die zuerst gelieferten Wagen läuft derzeit bereits die dritte Hauptinstandsetzung – der sehr umfangreiche „Straßenbahn-TÜV“ ist alle acht Jahre fällig und kann unter Umständen fast einem Neubau entsprechen. Verschiedene Typen im Einsatz: Später wich man von diesem Fahrzeuggrundriss wieder ab, denn die relativ starre Lagerung der Achsen unter dem ersten, dritten, fünften (und siebenten) Fahrzeugteil sorgt für eine extreme Belastung der Gleisanlagen und bietet dem Fahrgast lediglich den Fahrkomfort einer alten zweiachsigen Straßenbahn (der Straßenbahnerhumor kann sehr bissig sein, man spricht hier auch von „Schienenfressern“ oder „Schienenfräsen“). Die nächsten Fahrzeuge waren dann wieder klassische Drehgestellwagen, zwischen 2003 und 2010 ausgeliefert mit zwölf Achsen (43 fünfteilige Einheiten, 45 Meter lang) und acht Achsen (40 dreiteilige Einheiten, 30 Meter lang). Und auch die neuen in Bautzen und Görlitz für die Dresdner Straßenbahn hergestellten fünfteiligen Fahrzeuge werden wieder Drehgestelle haben! Grundsätzlich müssen bei der Entwicklung von Niederflurstraßenbahnen einige Schwierigkeiten überwunden werden. Durch das geringe Niveau des Fußbodens ist es schwer, das Fahrwerk mit Antrieb darunter unterzubringen. Was dann an Fahrzeugsteuerung nicht noch unter den Sitzen angeordnet werden kann, wird in großen Containern auf das Fahrzeugdach ausgelagert. Das ist aber für den Fahrzeugschwerpunkt ungünstig, denn der sollte möglichst tief liegen. Bei den älteren Bauarten wie Hecht-, Gotha- und Tatrawagen lagen Fahrwerk und Steuerung noch unproblematisch komplett unter dem Fahrzeugboden – und diese Fahrzeuge haben dann bei Hitze oder Kälte auch nicht schlapp gemacht. Die idealerweise angenommene möglichst hundertprozentige Niederflurigkeit von Straßenbahnen ist technisch eigentlich nicht zu erreichen. In der jüngeren Straßenbahngeschichte gibt es so eine ganze Reihe von „halbgaren“ Antriebskonzepten mit einzeln oder paarweise angetriebenen Losrädern ohne durchgehende Achsverbindung, bis unter das Dach gerissene Fahrzeugkörper oder Fahrwerkskonstruktionen, die für das Rückwärtsfahren nicht geeignet sind. Davon ist man in Dresden bisher verschont geblieben: Die Straßenbahnen aus Bautzen waren schon immer technisch ausgereift und solide, die Formgestaltung ansprechend und bodenständig. Die neuen Flaggschiffe für Elbflorenz sind etwas breiter als ihre Vorgänger, wobei der Wert von 2,65 Metern in anderen Städten schon seit längerer Zeit favorisiert wird. Ab 2021 ausgeliefert und mit zehn Achsen 43 Meter lang, werden sie wieder teilweise als Zweirichtungswagen ausgeführt sein. Das „Delphingesicht“ ist inzwischen etwas verändert worden, aber bei der Dresdner Straßenbahn haben sich ja auch schon andere Fische wohl bewährt …. 25 Jahre nach der Wende dokumentierten die DNN mehr als ein Jahr lang die vielen kleinen und großen Veränderungen der Stadt und stellten alt und neu gegenüber. Auf vielfachen Leserwunsch haben wir die Serien in zwei Teilen zusammengefasst. Ein Rückblick in Bildern – Dresden gestern und heute Teil I Ein Rückblick in Bildern – Dresden gestern und heute Teil II Von Christoph Pohl