Sour Bicycles: Fahrräder made in Dresden

Die Coronapandemie zwingt den Einzelhandel in die Knie. Mittelständler bangen reihenweise um ihre Existenz. Und der Shutdown dauert an. Mindestens bis zum 14. Februar. Was für den einen schlaflose Nächte bedeuten dürfte, betrifft Christoph Süße allerdings fast überhaupt nicht. Der 32-Jährige hatte sich im Mai mit seiner Fahrrad-Marke Sour Bicycles selbstständig gemacht. „Das war die bekannte eine Chance im Leben“, sagt er. Für so ein junges Unternehmen laufen die Geschäfte gut. Die Fahrradbranche erlebte im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom. Corona sei Dank. Sour Bicycles: Know-how der Branche liege in Taiwan: Hauptsächlich entwickelt das zweiköpfige Unternehmen Fahrradrahmen und Gabeln. Süße und sein Kollege überlegen sich bestimmte Eigenschaften, die ihre Räder erfüllen sollen – und anschließend die Komponenten, die sie verbauen wollen. „Wir konstruieren nur Räder, die wir auch selbst fahren würden. Auf einen bestimmten Typ wollen wir uns nicht festlegen“, sagt Süße. Die Bandbreite reicht vom Rennrad bis zum Mountainbike. Nachdem ein virtuelles Modell gefertigt ist, folgt im Idealfall ein Prototyp. Ist der ausgiebig getestet, startet die Produktion. Die Rahmen lässt das Duo in Taiwan fertigen. „Die Fahrradindustrie ist dort vor 30 oder 40 Jahren hingewandert“, sagt der 32-Jährige. Das Know-how der Branche liege einfach in dem ostasiatischen Inselstaat. „Ich bin einmal im Jahr vor Ort, kenne meinen Rahmenbauer schon sehr lange und kann die Produktionsbedingungen kontrollieren.“ Riesige Radsportszene in Dresden: Sind die Rahmen fertig, kommen sie mit dem Schiff nach Deutschland. Neben Privatpersonen beliefert Sour Bicycles vor allem Händler. „Die bauen unsere Rahmen dann zu kompletten Fahrrädern auf.“ Japan, USA, Kanada, Südafrika und Australien: Das junge Unternehmen hat weltweit Kunden. Aber auch auf dem Dresdner Markt ist es präsent. „Wir arbeiten bewusst mit lokalen Händlern zusammen“, sagt Süße. Schließlich seien sie die Treiber der hiesigen Radkultur. Und die Landeshauptstadt habe im Vergleich zu anderen Städten eine riesengroße Radsportszene. Ein Grund dafür: „Wir haben kurze Wege nach Tschechien, Polen und in die Sächsische Schweiz. Dort gibt es wunderbare Trails.“ Süße weiß, wovon er spricht. Seitdem er zwölf Jahre alt ist, dreht sich bei ihm alles ums Fahrrad. „Das ist das eine Thema in meinem Leben.“ Aber es war nicht nur der Sport, der ihn von Anfang an interessierte. Sondern auch die Technik dahinter. „Kombiniert mit meinem Maschinenbaustudium an der HTW Dresden waren das die besten Grundlagen, um mich selbstständig zu machen.“ Fahrradbranche unter immensem Druck: Nun sitzt Sour Bicycles an der Königsbrücker Straße in der Dresdner Neustadt. Die Räume nutzen Süße und sein Kollege als Büro, Versandlager, Showroom – und Werkstatt. Denn wenn ein Kunde ein komplettes Fahrrad im Online-Shop bestellt, schrauben sie es auch selbst zusammen. Vergangenes Jahr verkaufte das junge Unternehmen insgesamt rund 350 Rahmen-Gabel-Sets. Auch ein paar Kompletträder waren dabei. Süße ist mit den Zahlen zufrieden. „Es könnte wesentlich schlechter sein.“ Damit liegt er im Trend: Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) wurden in Deutschland zwischen Januar und Juni 2020 rund 3,2 Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft. Das sei ein Zuwachs von 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Lesen Sie auch Dresdner Kosmetikerin im Lockdown: „Was bin ich als Mensch meiner Regierung wert?“ Eine Friseurmeisterin aus Dresden im Lockdown: „Ich muss mich täglich neu erfinden“ „Viele Menschen konnten nicht in den Urlaub fahren, haben das Geld lieber in ein neues Rad gesteckt“, glaubt Süße. Doch so schön der Zuwachs auch ist, die Branche steht unter immensem Druck. „Die Liefersituation ist sehr herausfordernd, teilweise steigen die Preise für den Versand um 600 Prozent.“ Das sei nachvollziehbar, wenn die Nachfrage bei den namhaften Rahmen- und Komponentenherstellern auf einmal um 25 Prozent steige. Trotzdem schaut Christoph Süße positiv in die Zukunft. In diesem Jahr will der den Verkauf seiner Sets verdoppeln. Internet: www.sour.bike Von Felix Franke