So will Dresden einen Wildwuchs an Hochhäusern verhindern

Dresden ist eine Hochhausstadt: Es gibt hier mehr als 200 Gebäude mit einer Höhe von über 32 Metern. Legt man die Sächsische Bauordnung zugrunde, die alle Gebäude ab 22 Metern als Hochhaus bezeichnet, sind es sogar mehr als 350. Wenn es nach Projektentwicklern geht, soll die Zahl deutlich nach oben gehen. „Wir erhalten viele Anfragen nach Hochhäusern“, erklärt Stefan Szuggat, Leiter des Stadtplanungsamtes. Wo dürfen in Dresden Hochhäuser entstehen und wo nicht? Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Die Grünen) hat ein Leitbild als Rüstzeug für das Stadtplanungsamt in Auftrag gegeben. Am Dienstag erklärten die Autoren, wie weit sie mit dem Leitbild sind. Wer erarbeitet dieHochhaus-Richtlinie? Der Städtebauer Christian Blum aus Zürich und der Architekturhistoriker Christoph Schläppi aus Bern. Wie weit sind die Experten? Die Richtlinie soll aus drei Modulen bestehen: Bestandsanalyse, Eignungs- und Ausschlusskriterien, qualifiziertes Handbuch. Die Bestandsanalyse ist fertig, Modul 2 soll am 24. September im Rathaus vorgestellt werden. Modul 3 soll bis Ende des Jahres vorliegen. Was hat die Bestandsanalyse ergeben? Blum hat die Stadt mehrfach besucht, Hochpunkte in Augenschein genommen und auch ein topografisches Profil erstellt. Seine Zusammenfassung: „Hochpunkte wurden in Dresden nicht zufällig gesetzt, sondern immer entlang von Hauptverkehrsachsen in Form von Punkthäusern.“ Dieses Prinzip sei erst in den 1980er Jahren mit den Großwohnsiedlungen in Prohlis und Gorbitz aufgegeben worden. Auffällig: Die Hochhäuser versammeln sich überwiegend auf Altstädter Seite. Auf Neustädter Elbseite sind vor allem Kirchtürme Hochpunkte. Was lässt sich daraus ableiten? Da lassen sich weder Blum noch Schläppi in die Karten schauen. Was bedeutet das Konzept für aktuelle Hochhauspläne? Am Wiener Platz sind Hochbauten geplant, auch die Stadtwerke Dresden GmbH wollen auf dem Gelände des Kraftwerks Mitte einen Büroturm errichten. „Wir werden diese Vorhaben mit dem Rüstzeug beurteilen, das uns an die Hand gegeben wird“, kündigte Szuggat an. „Wir erwarten die Definition von Bereichen, wo Hochhäuser ausgeschlossen sind und Stellen, an denen ein Mehrwert für den Stadtraum entstehen kann“, erklärte Anja Heckmann, Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt. Wie bewertet die Kommunalpolitik das Konzept? Thomas Löser, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, sagte: „Übergreifendes Ziel bleibt der Schutz der Altstadtsilhouette und die Bewahrung der historischen Sichtachsen.“ Er begrüßte die intensive Arbeit an einem Leitbild. Veit Böhm, Bauexperte der CDU-Fraktion, erklärte, die CDU habe schon vor vielen Jahren dieses Konzept gefordert. „Wir sollten nicht bei jedem Vorhaben nach neuen Maßstäben suchen, sondern brauchen ein Handwerkszeug. Deshalb ist die Arbeit an dem Konzept richtig.“ Was sagen die Neumarkt-Wächter? „Ein Hochhauskonzept darf nicht nur auf künftige Vorhaben abstellen“, erklärte Torsten Kulke, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft Historischer Neumarkt. „Es muss auch darum gehen, Hochhäuser zu identifizieren, die an der falschen Stelle stehen und einen Abriss ins Auge zu fassen.“ Konkret meint Kulke das Hotel-Hochhaus am Terrassenufer neben der Carolabrücke. Von Thomas Baumann-Hartwig

Leitbild in Arbeit - So will Dresden einen Wildwuchs an Hochhäusern verhindern