So ist in Dresden die Situation im Impfzentrum

„Komm, Vater, auf gehts!“, sagt Robert Paul. Er hat seinen Golf vor dem Impfzentrum in der Messe geparkt und den Rollator aus dem Kofferraum geholt. Werner Paul stemmt sich mühsam vom Beifahrersitz hoch. Der 83-Jährige aus Leuben hat kaputte Knie. Er wartet auf eine Operation. Jetzt aber lässt er sich erst einmal impfen. „Zweitimpfung“, sagt sein Sohn lächelnd. „Wir waren schon vor drei Wochen hier. Wir haben Glück.“ Die Sonne scheint für Vater und Sohn, obwohl das Wetter trübe und kalt ist am Dienstagmorgen. Messegelände Dresden, 8.30 Uhr: Vor dem Eingang des Impfzentrums hat sich eine kleine Schlange gebildet. Im Inneren sitzen viele Menschen und warten. Weggeschickt wird niemand. Auch Gabriele Schäfer nicht. „Ich bekomme doch heute meine Zweitimpfung“, sagt die 85-Jährige aus Johannstadt. Sie ist mit der Straßenbahn ins Messegelände gekommen. „Bei der Erstimpfung war ich aufgeregter“, erklärte sie. „Wir haben am Dienstag über 1000 Termine mit Zweitimpfungen“, bestätigt Ulrike Peter, Sprecherin des Deutschen Roten Kreuz (DRK), Kreisverband Dresden. Zum Glück: Nach ihren Informationen sind nur acht Termine für Erstimpfungen gebucht worden. Es hat also keinen größeren Stau an Menschen gegeben, die trotz Termin nicht geimpft werden konnten. Sachsen hat am Montagnachmittag das Impfen mit dem Vakzin von Astrazeneca eingestellt, am Dienstagmorgen ist die Lage im Impfzentrum trotzdem ruhig. Eine Atempause für das DRK: Eine Atempause für das DRK. Schon am Mittwoch sind 700 Erstimpfungen geplant, die nun nicht stattfinden können, so Peter. Wobei es eine Einschränkung gibt: Erstimpfungen mit dem Impfstoff von Moderna finden statt. Aber das sind verschwindend wenige, dieser Impfstoff ist noch extrem knapp. „Wir suchen nach Möglichkeiten, wie wir die Impftermine absagen können“, erklärt die Sprecherin. Einfach wird das nicht. „Wir sind ja nicht das Einwohnermeldeamt“, so Ulrike Peter. Zusätzliches Problem: Wegen des Mangels an Impfstoff sollten in dieser Woche auch Personen, die die Zusage für eine Erstimpfung mit Biontech erhalten haben, das Vakzin von Astrazeneca gespritzt bekommen. Das hat sich noch nicht bei allen Impfkandidaten herumgesprochen, so dass damit zu rechnen ist, dass sich in den nächsten Tagen Menschen mit einem Termin für die Erstimpfung zum Impfzentrum begeben werden. „Die Enttäuschungen müssen unsere Mitarbeiter dann aushalten“, weiß die Sprecherin. Der Wachschutz für das Impfzentrum sei verstärkt worden. Personen mit Impftermin, die ihre E-Mail-Adresse hinterlegt haben, sollen eine Absage erhalten. Viele haben aber den Impftermin telefonisch gebucht. „Wir sind der Taxigenossenschaft sehr dankbar für ihre Unterstützung“, sagt die Sprecherin. Senioren, die ein Impftaxi gebucht haben in den nächsten Tagen, würden von Mitarbeitern des Taxiunternehmens angerufen und gefragt, ob sie zur Erst- oder zur Zweitimpfung fahren wollen. „Das ist ein toller Service“, so Ulrike Peter. Große Verunsicherung bei Menschen mit Termin: „Die Verunsicherung ist im Moment sehr groß“, bedauert die DRK-Sprecherin. Es tue ihr sehr leid für alle Menschen, deren Termine jetzt abgesagt werden müssen. Viele hatten lange am Computer gesessen, um einen der knappen Termine zu ergattern. Oder am Telefon. Wie es jetzt weiter geht? Müssen die Inhaber von Terminen wieder bei Null anfangen und sich erneut in die Warteschlangen im Internet oder bei der Telefon-Hotline einreihen? „Wir wissen es im Moment noch nicht“, sagt Ulrike Peter. Wenig Andrang im Schnelltestzentrum: Im Corona-Schnelltestzentrum neben dem Impfzentrum ging es am Dienstagmorgen sehr ruhig zu. Nur wenige Interessenten standen in der Schlange für einen Schnelltest, die Wartezeit war entsprechend sehr kurz. Von Thomas Baumann-Hartwig