Schock in Dresden: So viel kostet das Blaue Wunder

Die nächste Hiobsbotschaft zum Blauen Wunder: Die Sanierung der historischen Elbquerung wird nach neuesten Kostenschätzungen nicht 80 bis 120 Millionen Euro, sondern sogar bis zu 160 Millionen Euro kosten. Das erklärte Simone Prüfer, Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, jetzt vor dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau und verwies auf eine aktuelle Kostenschätzung. Derzufolge sei der Zustand des Bauwerks noch schlechter als bisher bekannt. Keine Fördermittel für das Blaue Wunder: Hauptproblem: Bisher stehen für das Blaue Wunder keine Fördermittel in Aussicht. Weder die Europäische Union noch der Bund sowie der Freistaat Sachsen haben ein geeignetes Programm im Portfolio. Wenn nicht noch ein Wunder passiert, wird die Stadt die Sanierung mit eigenen Mitteln beginnen müssen. Prüfer geht davon aus, in einem ersten Abschnitt die Anker- und Schwingungslager und den Unterbau der Brücke zu sanieren. Diese Arbeiten seien dringend erforderlich. Der erste Bauabschnitt könnte in mehrere Etappen gegliedert werden und bis zu zehn Jahre dauern. Angestrebt sei ein Baustart im Jahr 2023. Arbeiten können nicht auf die lange Bank geschoben werden: „Das war ein fachlich fundierter Vortrag“, erklärte Veit Böhm, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion. Er geht nicht von tatsächlichen Kosten in Höhe von 160 Millionen Euro aus, da in dieser Summe ein hoher Risiko- und Wagnisanteil enthalten sei. „Klar ist aber, dass die Finanzierung des Blauen Wunders eine enorme Herausforderung für Dresden ist. Klar ist auch, dass die Arbeiten nicht auf die lange Bank geschoben werden können.“ Baubürgermeister hofft noch auf Unterstützung: Im Vorfeld der Bauarbeiten müsse der Stadtrat über das Verkehrskonzept neu nachdenken. „Wie organisieren wir den Umleitungsverkehr für eine Bauzeit von acht bis zehn Jahren?“, so Böhm, der es für wenig sinnvoll hält, für diese lange Zeit den Verkehr über die Bautzner Landstraße zu führen. Prüfer kündigte an, zur Sanierung der Brücke eine Vorlage zu erarbeiten. Lesen Sie auch Radwege in Dresden: Die neue Strategie des Baubürgermeisters Deshalb ist der Haushalt in Dresden schon wieder Makulatur Auf diesen Straßen und Brücken baut Dresden 2021 Baubürgermeister Stephan Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Dresden doch noch Fördermittel akquirieren kann. Im schlimmsten Fall müsse die Landeshauptstadt die Sanierung mit eigenen Mitteln beginnen und nachträglich auf Unterstützung von Bund oder Land hoffen. Nur wenige Stunden vor der Ausschusssitzung hatte Simone Prüfer vor Journalisten erklärt, dass die Stadt zunächst mit den allernötigsten Arbeiten beginnen muss, um zu verhindern, dass die Brücke in die Elbe rutscht. Die reichlich zehn Millionen Euro dafür, so Prüfer gegenüber DNN, dürfte Dresden zusammenkratzen, wenn jedes Jahr eine reichliche Million für das Blaue Wunder im Haushalt steht und das Land bis 2023 doch etwa 3,3 Millionen Euro Fördergeld zuschießt. Von Thomas Baumann-Hartwig