Prozess in Dresden: Hat ein Verkehrssünder versucht, Polizisten zu bestechen?

Am 12. März 2020 touchierte eine Mercedes C-Klasse auf der Königsbrücker Straße beim Überholen eine Straßenbahn – nicht schlimm, geringer Schaden. Als die Polizei eintraf, war der Benz abgeparkt, ein Mann stand daneben. „Mein erster Eindruck, ein älterer Autofahrer. Der sagte aber, er sei nur der Halter. Das Auto blieb stehen, wir haben ihn zu Hause befragt“, erinnerte sich jetzt ein Polizeibeamter im Amtsgericht. Eine Lüge, wie sich herausstellte und nicht die einzige, die Gerhard H. den Beamten auftischte – der 87-Jährige hat es faustdick hinter den Ohren. Lügen und ein Bestechungsversuch: Den Polizisten erzählte er zunächst, seine Frau sei gefahren, da er keinen Führerschein mehr hat – nur ist die vor Jahren gestorben. Aus der Gattin wurde schnell eine Bekannte, die ihn gefahren hätte. Der Angeklagte ist, was die Wahrheit betrifft, ziemlich flexibel, man könnte es auch dreist nennen, manchmal aber auch unfreiwillig komisch. Während der Vernehmung musste er dringend auf Toilette. Angeblich, denn er telefonierte heimlich mit der Bekannten: „Ich habe da was gemacht, das musst du jetzt mal übernehmen.“ Dumm nur, Gerhard H. ist schwerhörig, das Handy war auf laut gestellt, die Beamten eine Etage tiefer konnten alles mithören. Da erst räumte er ein, dass er gefahren sei – ohne Führerschein. Und er bot, so die Anklage, den Vernehmern Geld an, um die Sache aus der Welt zu schaffen. „Ich dachte, wir können das hier irgendwie finanziell regeln.“ So wurde er nicht nur wegen Fahrens ohne Führerschein, sondern auch wegen versuchter Bestechung angeklagt. Der Rentner war für noch mehr Überraschungen gut. Der Benz war plötzlich weg – er stand weder an der Königsbrücker noch in der Garage. Der 87-Jährige räumte dann ein, ihn heimlich weggefahren zu haben. Der Wagen wurde eingezogen. Doch dann wurde der Angeklagte wieder mit einer C-Klasse und dem selben Kennzeichen erwischt – zweimal sogar. Die Ermittler waren verwirrt, der Benz war doch eingezogen worden. War er auch – nur hatte sich Gerhard H. einen neuen Benz geleast, mit dem selben Kennzeichen. „Ich brauchte doch ein Auto.“ Er sei nach dem Tod seiner Frau sehr durcheinander, erklärte er und gestand alles. „Das ist eine große Schweinerei.“ Nur die versuchte Erpressung räumte er nicht ein. „Ich wollte das Geld für arme Kinder spenden“. Es gibt noch Klärungsbedarf. Der Prozess wird fortgesetzt. Von Monika Löffler