„O’zapft is“: Brutale Prügelei beim Dresdner Pchelmännel Oktoberfest 2018 vor dem Amtsgericht

Das Oktoberfest in München ist das größte Volksfest weltweit, aber Ableger davon gibt es inzwischen überall – auch in Dresden. Seit einigen Jahren feiern jährlich Zehntausende das Pichmännel-Oktoberfest im Ostragehege. So auch am 29. September 2018. Das Festzelt war rappelvoll, die Gäste, zünftig in Dirndl und Krachledernen, feierten, tranken und amüsierten sich lautstark. Münchner Wiesn-Stimmung an den Elbwiesen. Bis es ohne Vorwarnung eine Prügelei gab, deren Brutalität alle erschrecken ließ, selbst den Täter, Karl N., der sich am Mittwoch vor dem Amtsgericht Dresden verantworten musste. „Die Schläge hätten ihnen auch die Schädeldecke zertrümmern können“: Er hatte an jenem Abend Enrico S. vom Festzelt in die Notaufnahme geprügelt. Die beiden kannten sich nicht und waren jeweils mit Freunden dort, um zu feiern. Plötzlich schlug der Angeklagte Enrico S. erst die Faust ins Gesicht, dann dreimal gezielt und voller Wucht einem gläsernen Maßkrug auf den Kopf und trat auf den am Boden liegenden und stark blutenden Mann ein. Enrico S. hatte Riesenglück. Er kam mit einer Platzwunde und einem wochenlangen Brummschädel davon. „Die Schläge hätten ihnen auch die Schädeldecke zertrümmern können“, befand Richter Rainer Gerads. „Ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist“ sagte Karl N. Er räumte die Tat, von der es ein Video gibt, ein und entschuldigte sich beim Opfer, dem er bereits Schmerzensgeld gezahlt hat. Warum er so ausgerastet ist, weiß er nicht. Der 35-Jährige ist kein Prügler, er hat sich vorher nie etwas zu Schulden kommen lassen. Er war angetrunken, aber nicht sturzbetrunken. „Ich war über mich selbst erschrocken, als ich das Video gesehen habe. Ich kann es mir nicht erklären.“ Das konnten Enrico S. und seine Freunde auch nicht wirklich. Streit hatte es vorher nicht gegeben. Die Polizei rückte zwar „mit drei, vier Autos an, alle in voller Montur“, wie ein Zeuge sagte, hat sich aber nicht mit Ruhm bekleckert. Zeugen, Verteidigung und Gericht kritisierten die Ermittlungsarbeit: keine Blutentnahme, keinen Atemalkoholtest. Karl N. wurde zu einem Jahr und drei Monaten verurteilt – ausgesetzt zur Bewährung. Doppelmord-Urteil gegen Vater aus Dresden - Verteidiger beantragt Revision Rechter Verein „Ein Prozent“ wegen Löschung seines Facebookkontos vor Gericht Amtsgericht Dresden verhandelt erneut über mysteriöse Stahlkonstruktion Mit 100 km/h durch Dresden – Amtsgericht verurteilt Verkehrsrowdy Von Monika Löffler

Prozess - „O’zapft is“: Brutale Prügelei beim Dresdner Oktoberfest vor Gericht