Neue Bahnstrecke nach Prag: Dresden sieht Klärungsbedarf beim Lärm

Zug um Zug rattern Getreide, Chemikalien und riesige Container über die schnurgeraden Gleise im Dresdner Südosten. Weit mehr als 100 Güterzüge sind es, die tagtäglich über die Trasse durch Strehlen, Reick und Niedersedlitz in Richtung Hauptbahnhof oder tschechische Grenze fahren. Und es werden sicher nicht weniger, wenn die geplante neue Bahnstrecke nach Prag durchs Osterzgebirge einmal fertig sein wird. Das ist zwar noch lange hin. Doch schon jetzt stellen sich deshalb einige wichtige Fragen – auch im Dresdner Rathaus. Gegenwärtig läuft für die neue Bahnstrecke von Dresden nach Prag bei der Landesdirektion Sachsen das so genannte Raumordnungsverfahren. Im Fokus stehen dabei die möglichen Korridore für die neue Trasse zwischen Heidenau und der tschechischen Grenze. Doch das genügt nicht, heißt es aus der Stadtverwaltung, die deshalb fordert, den Bereich, der im Verfahren betrachtet wird, auf Dresden auszudehnen. „Wir haben das Vorhaben grundsätzlich begrüßt“: Für das Raumordnungsverfahren hatte die Bahn sieben verschiedene Varianten eingereicht. Die Fachleute der Landesdirektion müssen nun prüfen, welche davon überhaupt infrage kommen – oder aus verschiedenen Aspekten wie etwa Umweltschutz, Trinkwasser oder Landwirtschaft von vornherein keine Chance haben. Zugleich erhielten unter anderem auch umliegende Städte und Gemeinden die Möglichkeit, die Pläne in Augenschein zu nehmen und bei Bedarf entsprechende Stellungnahmen abzugeben. Genau von dieser Möglichkeit hat jetzt auch Dresden Gebrauch gemacht, wie Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) auf Nachfrage bestätigt. „Wir haben das Vorhaben grundsätzlich begrüßt. Aus unserer Sicht werden das Betriebskonzept und der Lärm allerdings Auswirkungen auf das Gebiet der Landeshauptstadt Dresden haben“, erklärt Raoul Schmidt-Lamontain – ohne die Bedenken zu konkretisieren. Steigendes Güterverkehrsaufkommen prognostiziert: Tatsächlich sind Stand jetzt auch bei der Bahn kaum Aussagen darüber in Erfahrung zu bringen, welche Folgen der Bau einer neuen, leistungsfähigen Schnellstrecke für Dresden haben wird. Eine konkrete Prognose, wie viele Züge später einmal auf der Strecke rollen werden, gibt es offenbar nicht. Der aktuelle Horizont reicht nur bis 2030, wie ein Bahnsprecher erklärt. Mit der Inbetriebnahme der neuen Strecke ist indes nicht vor Ende der 2030er Jahre zu rechnen. Eine Prognose von vor fünf Jahren ging bis 2025 von Zuwächsen im Güterverkehr auf der Bestandsstrecke im Elbtal von etwa zehn Prozent aus. Die Mitstreiter der Bürgerinitiative Basistunnel nach Prag – die sich für eine Volltunnelvariante zwischen Heidenau und Grenze ausspricht und eine teilweise offene Führung der Gleise unter freiem Himmel verhindern möchte – gehen in ihrer Stellungnahme im Raumordnungsverfahren in jedem Fall von Zuwächsen aus. Und auch Sachsens Wirtschaftsministerium führt für das Projekt „ein steigendes Güterverkehrsaufkommen“ an. Umfangreiche Investitionen am Knoten Dresden: Doch mehr Züge heißt nicht nur mehr Lärm – sondern zieht auch die Frage nach sich, inwieweit die bestehenden Strecken zwischen Heidenau und Dresden und darüber hinaus ausreichen, um den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen. Die Bahn verweist auf umfangreiche Investitionen am Knoten Dresden und den Strecken nach Leipzig und Berlin. Weitere Projekte seien zudem in der Planung oder der Realisierung. „Damit ist die Schieneninfrastruktur leistungsfähig auch für den Verkehr durch den geplanten Erzgebirgstunnel“, so der Bahnsprecher. Was den Abschnitt zwischen Heidenau und Dresden betrifft, so müsse allerdings in der Vorplanung, also jener Schritt, der sich an das Raumordnungsverfahren anschließt, untersucht werden, „ob hier ergänzend Ausbaumaßnahmen notwendig sind“, so der Bahnsprecher. Vorher seien dazu keine konkreten Aussagen möglich. Mit der Trennung der S-Bahngleise und der Fernbahngleise in diesem Bereich sei grundsätzlich aber bereits eine leistungsfähige Trasse vorhanden, heißt es von der Bahn in Berlin. Lesen Sie auch: Prag, Brüssel, Paris: Diese 18 Metropolen sind ab Dresden einfach mit dem Zug zu erreichen Mit dem Zug von Dresden nach Rostock: So sehen die neuen Intercitys aus Von Sebastian Kositz

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