Keine Kippen, kein Eis, keine Hunde – für jedes Verbot gibt es das passende Piktogramm. Eine qualmende Zigarette, darüber ein fetter roter Strich, die kleinen Schilder sprechen eine klar verständliche Sprache. Insofern ist auch jenes Symbol selbsterklärend, das an der Goldenen Pforte am Rathaus das Verbot von Luftballons verkündet. Drei Ballons im roten Kreis, dick durchgestrichen. Kapiert jeder. Doch anders als der verneinte Glimmstängel ist dieses Piktogramm doch erklärungsbedürftig. Denn es stellt sich die Frage: Warum sind im und am Dresdner Rathaus Luftballons eigentlich verboten?
Sicherheit? Nicht mit Luftballons!
Nun wissen alle spätestens seit Nenas Welthit, dass Luftballons schnell ungewollt Irritationen auslösen können. Vermeintliche Ufos, aufsteigende Düsenjäger, angemachte Nachbarn und Krieg – am Ende liegt die Welt in Trümmern. Doch ganz so paranoid sind die Verantwortlichen im Rathaus auch wieder nicht – wenngleich das Thema Sicherheit tatsächlich eine wichtige Rolle spielt, beim Verbot der Luftballons. Genauer gesagt geht es nämlich um den Brandschutz.
Das Rathaus ist durchaus ein besonderer Bau – und wartet an der Goldenen Pforte mit einer gleichfalls besonderen Baukonstruktion auf. Denn direkt hinter den güldenen Türen schließt ein aneinandergereihtes Gewölbe an. Und dort, so erklärt es die Stadtverwaltung, ist eine herkömmliche Überwachung mit Rauchmeldern einfach nicht sinnvoll. Denn so müsste in jedem der Bögen ein Rauchmelder montiert werden. Also entschieden sich die Verantwortlichen für eine andere Technologie: den Linienmelder.
Eine amüsante Abwechslung
Der sogenannte Linienmelder besteht aus einem Sender und einem Empfänger, die an gegenüberliegenden Wänden verschraubt werden. Einmal aktiviert, tauschen beide Gerätschaften unentwegt Signale miteinander aus. Wird die Verbindung unterbrochen, löst die Anlage Feueralarm aus. So weit, so gut. Was die Technik leider nicht unterscheiden kann: Was genau eigentlich die Übertragung unterbrochen hat. Rauch, was den Alarm rechtfertigt – oder doch nur ein achtloser Handwerker mit einer Leiter oder eben der aufsteigende Ballon eines Kindes.
Inwieweit das schon einmal passiert ist und ein paar Luftballons wenn schon nicht die Welt in Trümmer legten, dann aber doch die Belegschaft im Rathaus aus den Stühlen riss, teilte die Stadtverwaltung nicht mit. In jedem Fall rührt aus dieser Gefahr das verhängte Ballonverbot – und sorgt in der tristen Landschaft der Verbotspiktogramme zumindest mal für Abwechslung.
Von Sebastian Kositz