Die georgische Schachspielerin Nona Gaprindaschwili, erste weibliche Großmeisterin der Welt, spielte am Sonnabend beim Palaissommer am japanischen Palais simultan gegen 15 Gegner. „Wenn es um Schach geht, bin ich immer dabei“, sagte die 75-Jährige vor der Partie voller Vorfreude und mit viel Zuversicht, alle ihre Gegner schlagen zu können. „Das Wichtigste ist die Konzentration. Wenn ich keinen Fehler mache, werde ich viele Partien gewinnen“, gab sich Gaprindaschwili vor dem stundenlangen Kräftemessen siegessicher.
Der semiprofessionelle Schachspieler Tom Haasner war extra aus Würzburg in seine Heimatstadt Dresden gereist, um sich mit der Großmeisterin zu messen: „Ich denke, dass ich keine Chance habe. Ich versuche, auf Zeit und möglichst kompliziert zu spielen. Vielleicht klappt es ja doch“, verriet der 33-Jährige bereits vor der Partie seine Taktik. Ebenfalls hinter einem Schachbrett saß Adnen Salomni. Der Tunesier wohnt derzeit in der Flüchtlingsunterkunft an der Hamburger Straße. Die Familie des 39-Jährigen beteiligt sich an dem Projekt „Folge kleinen Herzen“ des Palaissommers. Hier malen Flüchtlingskinder gemeinsam mit ihren deutschen Altersgenossen Bilder. „Man hat mich gefragt, ob ich gegen die Großmeistern antreten will. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen“, sagt Salomni vor Beginn der Partie. Hoffnungen auf den Sieg machte sich der Flüchtling ebenfalls nicht: „Gaprindaschwili spielt in einer ganz anderen Liga“.
Initiator der Simultanschachpremiere war der georgische Kunstprofessor und künstlerische Leiter beim Palaissommer, Aleko Adamia. Er lud seine Landsfrau nach Dresden ein. „Diese Veranstaltung passt einfach perfekt zum Palaissommer. Schach ist das Spiel der Könige. Und was könnte königlicher sein, als der Canalettoblick und das japanische Palais in der direkten Nachbarschaft“, freute sich Adamia über den prominenten Gast.
Am Ende konnten immerhin zehn der 15 Kontrahenten Gaprindaschwili die Stirn bieten. Acht Spiele endeten mit einem Remis. Der Dresdner Hans Bodach gewann gegen die Georgierin, genau wie Janna Steinberg aus St. Petersburg. Die 44-Jährige trägt allerdings auch den Titel einer Fide-Meisterin. 1989 nahm sich an der Jugendweltmeisterschaft im Schach teil - trainiert wurde sie damals von Gaprindaschwili.
Von Hauke Heuer