Extremes Schnäppchen bei Ikea Dresden: Waren umetikettiert oder Kasse kaputt?

Über ein Schnäppchen beim Einkaufen freut sich wohl jeder. Wer meckert schon, wenn es günstiger wird als gedacht. Diese Freude beflügelte offenbar Michael S., als er bei Ikea einkaufte: Statt 700 zahlte er nur 20 Euro – sparte also 680 Euro. Ein Superschnäppchen. Nur war das nicht das Ergebnis einer tollen Rabattaktion – über „Rabattwünsche“ sind bei Ikea ja auch schon andere gestolpert – sondern wohl eher Betrug und Urkundenfälschung. Deshalb steht der 34-Jährige jetzt vor dem Amtsgericht. Der Cottbusser packte sich im März 2019 seinen Einkaufswagen im Möbelmarkt richtig voll, ging zur Selbstbedienungskasse und scannte Waren ein. Die Summe von 19,98 Euro zahlte er mit Kreditkarte. In dem Moment wurde es turbulent. Die Diskrepanz zwischen randvollem Einkaufswagen und Kassenbon war einer Kassenaufsicht aufgefallen, die holte ihren Chef. Der Angeklagte schweigt: Alle 14 Artikel wurden noch einmal gescannt – diesmal warf die Kasse einen Warenwert von 699, 91 Euro aus. Der Vorwurf an Michael S.: Er soll gültige Preisschilder entfernt, mit Etiketten von günstigeren Waren überklebt und diese eingescannt haben. Vor Gericht wollte er sich nicht äußern. Der Polizei gegenüber hatte er den Vorwurf zurückgewiesen: Er habe alle Artikel eingescannt und dann bezahlt, dabei sei ihm aufgefallen, dass mit dem Preis etwas nicht stimmen kann. Aber bevor er zum Informationsschalter gehen konnte, sei man schon auf ihn zugestürmt, habe mit der Polizei gedroht, ihn wie einen Schwerverbrecher abgeführt und ihm Hausverbot erteilt. Hat Michel S. gemogelt? Hat er preiswerte Waren mehrmals eingescannt oder gar Artikel umetikettiert? Hat jemand vor ihm falsche Etiketten aufgeklebt? Funktionierte die Kasse nicht richtig? Diese Fragen müssten einfach zu klären sein – sind es aber nicht. Der Fall ist zwei Jahre her, Ikea hat die Sache schlecht dokumentiert, und die Ermittlungsbehörden haben sich bei der Arbeit auch nicht mit Ruhm bekleckert. So besteht noch viel Klärungsbedarf. Der Prozess wird fortgesetzt. Von Monika Löffler