Das extreme Niedrigwasser der Elbe erlaubt die Erfassung sogenannter Hungersteine im sächsischen Teil des Flusses. „Die meisten liegen jetzt frei“, sagte Karin Bernhardt vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden. Experten der Behörde und der Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden seien derzeit unterwegs, um den aktuellen Stand zu dokumentieren und die Steine via GPS zu verorten. „Sie haben auch ein paar Neue entdeckt.“
Hungersteine sind markante Gesteinsformationen, Steine oder Tafeln in Flüssen, die nur bei besonders niedrigen Wasserständen sichtbar und mit Jahreszahlen oder Inschriften versehen sind. Sie erinnern an extreme Niedrigwasserperioden sowie damit verbundenen Notzeiten als Folge von Dürren und ausbleibender Schiffbarkeit.
Die bisherige Liste verzeichnet rund 20 solcher Steine oder Schotterflächen im Bereich der Oberelbe zwischen Schmilka an der tschechischen Grenze und Torgau. Allein sechs davon befinden sich im Stadtgebiet von Dresden. Einige davon, darunter die Cottaer Hungersteine, sind nicht lokalisiert, beseitigt worden oder durch Hochwasser verschwunden. Der Oberpostaer Hungerstein in der Sächsischen Schweiz hat allein 15 Einträge – von 1707 bis 2015. Der jüngste bekannte Hungerstein bei Dresden-Tolkewitz wurde von Bildhauer Elmar Vogel graviert: „Sept. 2016“ samt Wellen.
Hungersteine in Dresden
Pillnitzer Hungerstein: Niedrigwassermarken (1873, 1904, 2003, 2018) am Fuß der westlichen Sphinx an der Freitreppe des Schlosses Pillnitz;
Laubegaster Hungerstein: zeigt die Jahreszahlen 1881, 1892, 1893 und 2003;
Tolkewitzer Hungerstein: jüngster Dresdner Hungerstein mit Gravur „Sept. 2016“ mit einigen Wellen darunter vom Bildhauer Elmar Vogel, gesetzt am 16. September 2016;
Schotterflächen an der Augustusbrücke
Cottaer Hungersteine: drei Hungersteine, auf einer Postkarte abgebildet. ihre Existenz und ihr genauer Standort sind derzeit unklar.
Briesnitzer Anstehendes: Hungerstein aus sog. Briesnitz-Formation
Von Simona Block, dpa