Dresdens Städtische Bibliotheken werden immer digitaler

Das Jahr 2020 war für die Städtischen Bibliotheken kein leichtes. Wochenlange Schließungen und große Einschränkungen bei geöffneten Türen machten einen normalen Betrieb unmöglich. Dass Krisen aber auch das Potenzial der Veränderung bieten, hat die virtuelle Zweigstelle der Städtischen Bibliotheken bewiesen. Die „eBibo“ hat am Donnerstag den Titel „Bibliothek des Jahres“ ergattert, mit dem die Städtischen Bibliotheken jedes Jahr den Standort würdigen, der sich in den letzten zwölf Monaten besonders gut gemacht hat. Digitale Dienste um fasst 180 Prozent gefragter: Zwar betont Bibliothekarischer Fachdirektor Roman Rabe, dass die Statistiken bei der Auswahl des Gewinners zweitrangig gewesen seien. Doch die Zahlen der eBibo können sich sehen lassen. So konnte sie ihre elektronischen Ausleihen im Vergleich zu 2019 um 30,7 Prozent und die Nutzung digitaler Dienstleistungen wie Hörbücher um ganze 175,5 Prozent steigern. Das zeigt die aktuelle Jahresbilanz der Städtischen Bibliotheken. Außerdem reagierte die eBibo auf den coronabedingten Rückzug ins Digitale mit einer Aufstockung ihrer Medienbestände um 24,3 Prozent. Die Nutzer belohnten das: Selbst im Monat Juni, als die Ausleihe in stationären Bibliotheken bereits wieder möglich war, lag die Zahl der Ausleihen immer noch 47 Prozent höher als im Juni 2019. Lesen Sie auch: Gebühren für Nutzung der Bibliotheken in Dresden sollen steigen Der Sächsische Bibliothekspreis 2020 geht in die Oberlausitz Die eBibo wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, den steigenden Bedarf an Online-Formaten im Bereich von Büchern und Co. zu decken. Über die sogenannte „Onleihe“ können die Nutzer laut Städtischen Bibliotheken aktuell 34.000 Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Audios und Lernangebote im E-Format ausleihen. Zudem hält die Kinderbuch-App TigerBooks über 5000 Medien bereit, vom klassischen E-Book bis zum virtuellen Puzzle. Daneben gibt es für Jazz- und Klassikfans die digitale Musikbibliothek Naxos Music Library, für Rock- und Popfans den Streamingdienst Freegal und für Konzert- und Operngänger das Videostreaming-Portal Medici.tv. Digitaler Aufbruch, analoger Rückgang: Während die Pandemie bei den Städtischen Bibliotheken für einen digitalen Aufbruch sorgte, bescherte sie im Analogen deutliche Rückgänge. So nahm die Anzahl der Besuche im Vergleich zu 2019 um über 32 Prozent ab und auch die Zahl aktiver Nutzer schrumpfte um 13,5 Prozent. Neuanmeldungen fanden fast 40 Prozent seltener statt. Den größten Verlust machten die Bibliotheken jedoch beim Thema Veranstaltungen und Führungen. Pandemiebedingt brach die Zahl der Events wie Lesungen oder Diskussionsrunden um fast 60 Prozent ein. Der noch während des ersten Lockdowns organisierte Lieferdienst „BiboModern“ sorgte hingegen dafür, dass die Zahl der Ausleihen mit einem Minus von rund 17 Prozent vergleichsweise wenig einbrach. Was die Finanzen betrifft, zeigt die Statistik für 2020 einen Einnahmerückgang von 13 Prozent. Die Verleihung des Titels „Bibliothek des Jahres“ nutzten die Städtischen Bibliotheken auch, um ihre Wiedereröffnung ab 1. Februar für die Abholung vorbestellter Medien zu verkünden. Mit dem neuen Abholservice können Bibo-Nutzer bis zu zehn Medien vorbestellen und in der jeweiligen Zweigstelle abholen. Bestellungen sind online, aber auch telefonisch möglich. Von Laura Catoni