Wissenschaft braucht Platz. Die Zahl der Studierenden an der Technischen Universität wächst stetig, die Exzellenzinitiative spült Millionen für die Forschung nach Dresden. Doch die Flächen, um die Uni zu erweitern, sind im ohnehin eng bebauten Süden begrenzt. Schon vor Jahren haben Freistaat und Stadt deshalb das Gelände südlich der Nöthnitzer Straße ins Visier genommen. Inzwischen sind die Pläne für die Technologiemeile, wie das Projekt auch genannt wird, sehr konkret. Die DNN erklären den aktuellen Stand der Planungen und die derzeitigen Knackpunkte.
Der Plan: Bauen in zweiter Reihe
Nach langen Diskussionen liegt jetzt ein Bebauungsplan auf den Tisch. Quasi die Grundlage, um die Ausdehnung des Campus voranzutreiben. Der Plan sieht vor, verbliebene Lücken südlich entlang der etwa einen Kilometer langen, schnurgeraden Achse zwischen der Bergstraße und der Münchner zu schließen. Vor allem aber ist dahinter noch eine zweite Reihe für Forschungs- und Lehreinrichtungen angedacht. Die soll direkt an den ebenfalls derzeit noch in der Planungen steckenden Südpark anschließen – ein riesiger Landschaftspark zwischen Campus und Südhöhe (DNN berichteten). Für die TU ist die Erweiterung angesichts des stetig wachsenden Forschungs- und Hochschulstandorts Dresden unausweichlich. „Wir setzen dabei aber auf die enge Abstimmung mit den Anwohnern“, versichert TU-Sprecherin Kim-Astrid Magister.
Die Details: Begrenzte Gebäudehöhen
Welche Forschungseinrichtungen einmal an der Nöthnitzer Straße stehen werden, ihre Gestalt und die Zeitschienen für die Umsetzung – all diese Fragen sind aktuell noch offen. Der B-Plan legt nur die Regeln fest, welche Flächen wie bebaut werden dürfen. So zum Beispiel auch, dass die Gebäude in der zweiten Reihe die in der ersten nur um drei Meter überragen dürfen – obwohl durch die Hanglage ein deutlich größerer Höhenunterschied herrscht. Hinter der zweiten Reihe wird zudem ein Waldstreifen angeordnet – als Abgrenzung zum Südpark. Erhalten bleiben soll zwischen der ersten und zweiten Reihe ein schon jetzt dort verlaufender Weg, der die Münchner Straße mit der Bergstraße verbindet. Und auch die Kita, die auf Höhe der Würzburger Straße in zweiter Reihe steht, soll bleiben – mittelfristig jedoch abgerissen und neu errichtet werden.
Knackpunkt I: Die Frischluftschneisen
Bereits im Vorfeld sorgte das Thema Frischluftzufuhr für erbitterte Diskussionen – allen voran im Bereich Bergstraße. Die Ecke ist bislang komplett unbebaut. Eine Bebauung, so fürchten Kritiker, würde auch den Zustrom von frischer Luft nach Dresden abwürgen. Doch das weist Wolfgang Socher, Chef im Dresdner Umweltamt, zurück. Untersuchungen hätten gezeigt, dass es in diesem Bereich keinen bedeutenden Zustrom von Frischluft gebe. Zugleich sind in dem Plan zwischen den einzelnen Bauflächen kleinere Frischluftschneisen von einer Breite von mindestens 20 Meter angeordnet. Im Bereich der Regensburger Straße ist sogar eine 35 Meter breite Freifläche vorgesehen.
Knackpunkt II: Die Nöthnitzer Straße
Der Asphalt ist marode, die Fahrbahn schmal, Autos parken auf dem alten Radweg und die Radfahrer rollen stattdessen mit auf dem Gehweg – die Verkehrssituation auf der Nöthnitzer Straße ist stark verbesserungswürdig. Nur wie, das ist die große Frage. Gehwege, Bereiche für Radfahrer, Parkplätze für Anwohner und eine breite Fahrbahn, auf der auch der Bus durchpasst – das ist wünschenswert, erfordert aber, dass die Bäume auf der Südseite umgesägt werden, um den nötigen Platz zu schaffen. Die Bäume wollen Stadt und Anwohner allerdings nur ungern opfern. In anderen Varianten müssten Radfahrer jedoch kürzer treten oder das Gros der Anwohnerparkplätze verschwinden. Derzeit wägen die Mitarbeiter im Rathaus die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten gegeneinander ab – am Ende muss der Stadtrat entscheiden.
Knackpunkt III: Der Fußweg zur Passauer
Die Stadt ist angehalten, einen Durchgang für Fußgänger zwischen Nöthnitzer und Passauer Straße zu schaffen. Die Verwaltung möchte dazu einen Weg durch die bestehende Kleingartenanlage nutzen. Den Weg östlich von der Anlage ziehen die Planer wegen des miesen Zustands nicht in Betracht, verweisen zudem auf Stufen, die Rollstuhlfahrer und Fußgängern mit Kinderwagen nicht bewältigen können. Die Laubenpieper lehnen jedoch die Variante durch die Anlage ab, fürchten unter anderem, dass Radfahrer künftig mit hohem Tempo an ihren Gartentoren entlangjagen. Ihr Vorschlag: Die Stadt soll den östlichen Weg entsprechend ausbauen – nicht nur als Querverbindung, sondern auch als Zugang zum Südpark.
Von Sebastian Kositz