Welke Blätter und kahle Kronen, dazu aufgerissene Rinden und tote Äste – viele Bäume in Dresden haben angesichts hoher Temperaturen und anhaltender Trockenheit sichtlich zu leiden.
Für sieben Bergahornbäume auf der Cockerwiese kommt inzwischen sogar jede Hilfe zu spät. Anfang nächster Woche rücken dort die Arbeiter mit der Kettensäge an. Der Grund: An den Bäumen zeigen sich Symptome der so genannten Rußrindenkrankheit. Ein Pilzbefall, der auch für den Menschen gesundheitsschädlich ist und der bei den Bäumen zum Absterben führt – mit verursacht durch trockenes und heißes Klima.
Bereits 400 Bäume tot
Die Ahornbäume auf der Cockerwiese sind keineswegs die einzigen Opfer der momentanen Witterungsverhältnisse. 400 von insgesamt rund 70.000 Bäumen an Straßen und in städtischen Grünanlagen sind laut Stadtverwaltung in diesem Jahr bereits eingegangen.
Auch in den Vorjahren starben Bäume. Das Rathaus verweist auf etwa 300, ohne die genaue Ursache aufzuführen. In diesem Jahr allerdings legt sich die Verwaltung bei den Gründen fest: Die Trockenheit spiele eine entscheidende Rolle, erklärt das Amt für Stadtgrün.
Viel zu wenig Regen
Das lässt sich mit Zahlen des Wetterdienstes schon allein für Juni belegen. Mit durchschnittlich 20,9 Grad Celsius fiel der Monat in Sachsen um rund fünf Grad wärmer aus als im Schnitt in den Jahren 1981 bis 2010.
In Kombination mit dem Niederschlagsdefizit führte das zu Schäden an den Baumbeständen der Landeshauptstadt. Im Juni hat es mit 44,3 Litern pro Quadratmeter etwa ein Drittel weniger geregnet als im 30-jährigen Mittelwert von 1981 bis 2010.
Beträchtliche Abweichungen gab es auch im April: Mit 24,5 Litern pro Quadratmeter ist nur halb soviel Regen gefallen wie sonst üblich.
Die einzelnen Arten und Gattungen der Dresdner Bäume reagieren recht unterschiedlich auf die Trockenheit. Besonders gefährdet seien Buchen, Birken und Eichen, aber auch Ahornbäume, teilt das Amt für Stadtgrün auf DNN-Anfrage mit.
Die Schäden seien vielseitig: Sie reichen von Flecken auf den Blättern, über frühzeitigen Laubfall und Wachstumsstörungen bis hin zum kompletten Absterben der Bäume. Und: Generell schwächen Trockenheit und Hitze die Abwehrkräfte der Bäume. Das begünstigt die Ausbreitung von Krankheiten wie etwa der Rußrindenkrankheit.
Schädlinge auf dem Vormarsch
Auch in der Dresdner Heide gibt es „eine große Anzahl an Problemen, die mit der Trockenheit und Hitze verbunden sind“, erklärt Luise Sauer, Sprecherin vom Staatsbetrieb Sachsenforst. So würden frisch gepflanzte Bäumchen aber auch vereinzelt ältere Exemplare vertrocknen. Zudem verzeichne der Sachsenforst Zuwachsverluste an Bäumen. Darüber hinaus steige die Waldbrandgefahr.
So helfen Sie mit
• Nicht so oft, aber reichlich gießen
• Zweimal pro Woche und Baum gießen, gerne mehr als 50 Liter
• Je größer der Baum, umso höher der Wasserbedarf
• Gießöffnungen nutzen, diese reduzieren die Verdunstung und das Wasser gelangt direkt zur Wurzel
• Abstimmen mit anderen Freiwilligen, jeder seinen Baum und nicht alle einen Baum
Auch die Ausbreitung von Schädlingen spielt eine Rolle. So verschärfe sich derzeit auch in der Dresdner Heide das Problem mit dem Borkenkäfer – kleine Schädlinge, die insbesondere Fichten befallen und sich unter der Borke oder im Gehölz in selbstgebohrten Gängen fortpflanzen. Besonders geschwächte Bäume würden den Insekten zum Opfer fallen, da diese keine Energie für die Produktion von Harz zur Abwehr aufbringen könnten, sagt Luise Sauer. Besonders die Reviere Bühlau und Ullersdorf werden vom Borkenkäfer heimgesucht. Ohne Gegenmaßnahmen drohe eine Massenvermehrung der Schädlinge.
Feuerverbot in der Heide
Die Stadt und der Staatsbetrieb Sachsenforst verfolgen unterschiedliche Strategien, um die durch Hitze und Trockenheit ausgelösten Probleme zu bekämpfen. Die Behörden haben deshalb ein generelles Feuer- und Rauchverbot in der Dresdner Heide angeordnet. Vom Borkenkäfer befallene und zerstörte Bäume werden gefällt und abtransportiert, damit die Schäden nicht noch größer werden.
Die Stadt Dresden hat für das Bewässern der Straßen- und Grünflächenbäume drei Unternehmen engagiert. Des Weiteren sind drei Wasserwagen des städtischen Regiebetriebes im Einsatz. Mit Blick auf die Zukunft werde beim Pflanzen von neuen Bäumen auf ausreichend großen Wurzelraum mit Speicherfunktion für Wasserreserven geachtet. Junge Bäume bekommen einen reflektierenden Anstrich und werden alle drei Wochen gewässert.
Wassersäcke für junge Bäume
An besonders trockenen Standorten rüstet die Landeshauptstadt die jungen Bäumchen mit Wassersäcken aus – quasi künstliche Wasserspeicher, die den Baum mit frischem Nass versorgen. Im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter der Stadt an etwa 200 Bäumen diese Säcke befestigt. Dieses Jahr sind es bereits 250 Stück.
Dürresommer in Deutschland
Von Felix Franke