Eine Bierflasche, ein Flachmann und ein Feuerzeug – die anhaltende Trockenheit deckt auf, was so mancher Zeitgenosse zuvor achtlos im Kaitzbach versenkte. Untaten, die jetzt im Großen Garten und auf der Bürgerwiese ans Licht kommen, wo der Bach inzwischen beinah gänzlich ausgetrocknet ist. Allenfalls ein paar Pfützen lassen sich an wenigen Stellen noch ausmachen.
Doch nicht nur im Großen Garten schauen Spaziergänger derzeit verdutzt in die Landschaft. Auch anderswo herrscht derzeit Ebbe, ist den Bächen zumindest in Abschnitten das Wasser ausgegangen. „Viele Fließgewässer liegen bereits trocken, andere führen deutlich weniger als das Jahres-Mittelwasser“, sagt Rathaussprecher Karl Schuricht. Schuld – das dürfte wenig verwundern – haben die lang anhaltende Trockenheit und die hohen Temperaturen.
Der Kaitzbach, der von seiner Quelle in Kleinnaundorf hinab durch das namensgebende Kaitz, durch Strehlen und von dort in Richtung Elbe plätschert, ist aktuell immerhin nur im Bereich Großer Garten und Bürgerwiese ausgetrocknet. Am Oberlauf fließt derzeit das Wasser noch vergleichsweise munter durchs Flussbett. „Die Abschnitte im Oberlauf sind meist durch Ufergehölze und Wald beschattet, dadurch wird die Verdunstung gemindert und die Temperatur niedrig gehalten“, erklären die Fachleute aus dem Umweltamt im Dresdner Rathaus.
Dass in Dresdens Flüssen bei anhaltender Trockenheit teilweise Ebbe herrscht, ist nach Angaben der Experten zunächst gar nicht mal ungewöhnlich. Der Unterlauf der Prießnitz, der Oberlauf des Weidigtbachs oder des Leubnitzbaches und der Omsewitzer Graben liegen in heißen Sommern, in denen es wenig regnet, öfter mal trocken. „Dennoch ist die Wasserführung in vielen Fließgewässern im Stadtgebiet in diesem Jahr ungewöhnlich gering“, erklärt Karl Schuricht.
Schon im Mai hatte die Stadtverwaltung vor einem Austrocknen kleiner Bäche gewarnt – und deshalb sogar die Entnahme von Wasser verboten. Dazu zählte der Kaitzbach, aber auch der Nöthnitzbach, der Leubnitzbach, der Koitzschgraben und der Blasewitz-Grunaer-Landgraben. Auch jetzt gelten dort, wo kaum noch Wasser fließt, die Entnahmeverbote, wie Karl Schuricht sagt. Das trifft auch Kleingärtner, die mit der Gießkanne das Wasser aus nahen Bächen schöpfen. Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld von mindestens 50 Euro.
Die anhaltende Trockenheit hat zugleich aber auch Folgen für das Ökosystem der Bäche. Bereits eine langfristig deutlich verminderte Wasserführung kann etwa durch die Erhöhung der Wassertemperatur, verbunden mit geringem Sauerstoffgehalt, Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaft in Fließgewässern haben, heißt es aus dem Rathaus. Die vollständige Austrocknung von normalerweise ganzjährig wasserführenden Gewässern schädige etwa die Fischbestände.
Bei am Gewässerboden lebenden wirbellosen Kleinstieren seien die Folgen indes geringer, da sie sich in den oft noch wasserhaltigen Untergrund zurückziehen. Auch Wasserpflanzen können sich nach der Trockenphase über Samen wieder ansiedeln. Bei zunehmenden Trockenperioden könne es dann aber durchaus zu Artenverarmungen kommen, warnen die Experten.
Um genau das zu verhindern, will die Stadt weiter auf Renaturierungsmaßnahmen setzen. Zwar seien bereits zahlreiche Projekte erfolgreich erledigt wurden – doch noch immer gebe es reichlich Handlungsbedarf, um vom Menschen umgestaltete, unnatürliche Bachverläufe wieder möglichst naturnah zu gestalten. Nötig sei beispielsweise eben jene höhere Beschattung, um zu verhindern, dass das Wasser schnell verdunstet. „Die Anstrengungen dazu müssen in den nächsten Jahren noch verstärkt werden“, heißt es aus dem Umweltamt.
Von Sebastian Kositz