Dresden verliert erstmals seit 20 Jahren Einwohner

Die Einwohnerzahl der Landeshauptstadt Dresden ist erstmals seit 20 Jahren wieder gesunken. Das teilte die Stadtverwaltung am Freitag mit. Am 31. Dezember 2020 lebten laut Melderegister 561 942 Personen in Dresden. Das sind 1069 Personen weniger als im Vorjahr. Der Ausländeranteil ist von 8,4 Prozent im Jahr 2019 auf 8,6 Prozent gestiegen. Erstmals mehr Todesfälle als Geburten: „2020 bleibt ein besonderes Jahr“, erklärte Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU). „Wanderungsverluste, erhöhte Sterbefälle und eine rückläufige Zahl an Geburten führten zur reduzierten Einwohnerzahl. Ein trauriger Rekord dabei: Erstmals seit 2006 starben im vergangenen Jahr mehr Menschen in Dresden als Kinder geboren wurden.“ Die Zahl der Babys ging 2020 auf 5747 zurück. Das sind 143 Geburten weniger als 2019. Die Zahl der Gestorbenen erhöhte sich dagegen deutlich auf 6069. Im Jahr 2019 wurden noch 5515 Sterbefälle registriert, also 554 weniger. Erstmals nach 1991 hat Dresden bei den Sterbefällen die Marke von 6000 überschritten. Durchschnittswert um 12,3 Prozent übertroffen: Zu den Ursachen der Sterbefälle könnten derzeit keine verlässlichen Aussagen getroffen werden, so die Stadtverwaltung, da diese im Melderegister nicht erfasst würden. Zwischen 2016 bis 2019 lag die Zahl der Sterbefälle bei durchschnittlich 5403 pro Jahr. 2020 wurde dieser Durchschnittswert um 12,3 Prozent überschritten. In der Summe der ersten drei Quartale lag der Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 bei 4116 Verstorbenen. Im Jahr 2020 waren es 4271 Sterbefälle und damit nur 3,8 Prozent mehr. Entscheidend für die erhöhte Zahl der Sterbefälle war das vierte Quartal. Hier waren es 1288 im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 im Vergleich zu dann 1978 im vergangenen Jahr. Dies entspricht einer Steigerung um 39,7 Prozent. Der Monat Dezember tritt dabei mit durchschnittlich 425 Sterbefällen in den Jahren 2016 bis 2019 und 764 im Jahr 2020 besonders hervor. Das ist eine Steigerung um 79,8 Prozent. „Verbindungen zur aktuellen Pandemielage sind also erkennbar“, so Sittel. 700 Personen durch Wegzüge verloren: Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose hätte Dresden aus demografischen Gründen erst 2023/2024 die 6000er Marke bei den Sterbefällen erreicht. Die Alterung der Bevölkerung wirkt sich natürlich mittel- bis langfristig auf die Sterbefallzahlen aus. Nach den vorläufigen Angaben aus dem Melderegister sind im vergangenen Jahr knapp 26 500 Personen nach Dresden gezogen. Dem stehen aber 27 200 Menschen gegenüber, die aus Dresden weggezogen sind. 2019 gab es noch einen Wanderungsüberschuss von etwa 2000 Personen. Ein Wanderungsdefizit wurde von der Stadtverwaltung zuletzt im Jahr 1999 registriert. Von Thomas Baumann-Hartwig