Dresden: Widerstand im Stadtrat gegen Schulcampus Johannstadt wächst

In der Stadtpolitik werden die Stimmen gegen einen Schulcampus für Johannstadt lauter. „Die Schulen brauchen Planungssicherheit, das betrifft die Oberschule genauso wie die Grundschule und die Gymnasien“, erklärte am Donnerstag der bildungspolitische Sprecher der Freien Wähler Torsten Nitzsche. Er reagiert damit auf die Kritik an einem von der Stadtverwaltung geplanten gemeinsamen Schulstandort für das Bertolt-Brecht-Gymnasium und die 101. Oberschule in Johannstadt. Die Verwaltung will damit auf der Cockerwiese mehr Raum für eine Wohnbebauung schaffen. Oberschule und Gymnasium wollen keinen gemeinsamen Campus: Den Hintergrund bilden die knapper werdenden Schulplätze in der Dresdner Altstadt. Zur Entspannung der Situation hatte der Stadtrat den Bau einer Grundschule und einer Oberschule auf der Cockerwiese beschlossen, unumstritten war die Entscheidung nicht. „Dieser Plan ist aus unserer Sicht schnellstmöglich zu realisieren“, heißt es jetzt bei den Freien Wählern. Am Vortag hatten sich bei einem Besuch von Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) die Schulleiter von Brecht-Gymnasium und 101. Oberschule gegen einen gemeinsamen Schulcampus ausgesprochen. Beide Schulen fürchten um die Erfolge ihrer bisherigen Entwicklung, nicht zuletzt im Bereich der Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Cockerwiese soll Entlastung bringen: Die Situation ist sehr komplex. Am Standort der 101. Oberschule an der Pfotenhauerstraße startet zum neuen Schuljahr das Gymnasium Johannstadt mit 60 Schülern in drei 5. Klassen. Mit jedem weiteren Schuljahr wird es enger im Schulgebäude, das auch vom Abendgymnasium genutzt wird. Entlastung sollte die Cockerwiese bringen. Doch das wird noch Jahre dauern. Bildungsbürgermeister Donhauser spricht für die Fertigstellung der Schule inzwischen vom Jahr 2027. Nach Ansicht der Schulleiterin der 101. Oberschule, Juliana Dressel-Zagatowski, muss spätestens im Jahr 2025 ein alternativer Standort zur Verfügung stehen. Dann wird es schon zwei Jahre sehr eng zugegangen sein, schätzt sie. Widerstand auch von den Linken: In den nächsten Wochen soll es ein weiteres Gespräch zwischen den Schulen und dem Bildungsbürgermeister geben. Donhauser hat angekündigt, dass er gegen den Willen der Schulen, dem Stadtrat nicht die Campuslösung zur Entscheidung vorlegen werde. Dort gibt es auch von den Linken bereits Widerstand. Die bildungspolitische Sprecherin Anja Apel spricht sich für den Standort Cockerwiese aus. „Wir haben das den Schulen versprochen, nun müssen wir dazu stehen“, erklärte sie. Das sei man auch der 101. Oberschule schuldig, die mit ihrer Arbeit mit Kindern mit Lernproblemen auch Verantwortung für viele andere Schulen übernehme. Von Ingolf Pleil