Dresden: Stromsperren während Corona nur noch sehr selten

Der hiesige Regionalversorger SachsenEnergie sperrt säumigen Kunden in Dresden seit Ausbruch der Coronapandemie nur in wenigen Fällen den Strom. Wie Unternehmenssprecherin Viola Martin-Mönnich auf Anfrage der Dresdner Neuesten Nachrichten mitteilte, hat der Versorger im Januar lediglich neun Privatkunden gesperrt. „Drei Anlagen wurden bereits wieder entsperrt“, erklärte die Sprecherin. Im Januar 2019 mussten dagegen 193 Privatkunden auf Strom verzichten, weil ihnen der Anschluss gesperrt wurde. Im Januar 2020 waren es 189 Sperrungen bei Privatkunden. Gegenwärtig würden Sperrungen nahezu nur wegen unerlaubter Entnahme oder fehlendem Vertragsverhältnis durchgeführt, sagte die Sprecherin des Energieversorgers. Keine Sperren wegen Corona – jedoch auch kein Forderungsverzicht: Im März 2020 hätten die Stadtwerke Dresden GmbH (Drewag), die seit Jahresbeginn mit der Enso zur SachsenEnergie verschmolzen sind, die Sperrungen gestoppt. „Entsprechend des Gesetzes zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht fanden bis Ende Juni 2020 keine Stromsperren statt“, sagte Martin-Mönnich. Deshalb seien bestehende Sperrungen wegen offener Rechnungen vor der Coronakrise nur dann aufgehoben worden, wenn die säumigen Zahler die Forderungen beglichen hätten. „Die Forderungen, die zur Sperrung geführt haben, standen nicht im Zusammenhang mit der Pandemie“, so die Sprecherin. Vereinzelt hätten sich seit Ausbruch der Pandemie Soloselbstständige gemeldet, weil sie wegen fehlender Einnahmen die laufenden Kosten für die Wohnung nicht mehr vollständig bezahlen könnten. „Wir prüfen jeden Einzelfall und kommen unseren Kunden mit großzügigen Stundungen und Ratenzahlungen entgegen.“ Ein Forderungsverzicht aus Kulanz wegen Corona werde es aber nicht geben, sagte die Sprecherin. „Das würde dem Gleichbehandlungsprinzip gegenüber allen Kunden widersprechen.“ Etwa 2000 Sperrungen jährlich vor Corona: Der Regionalversorger führe rund 500 Beratungen pro Monat zur Vermeidung von Stromsperren. Im vergangenen Jahr seien in 8697 Fällen Kunden die Sperrung von Anschlüssen angedroht worden. In 7303 Fällen sei es aber nicht dazu gekommen, weil die Forderungen beglichen oder Vereinbarungen mit den Kunden getroffen wurden. Vor der Coronakrise hatte der Versorger im Schnitt 2000 Kunden pro Jahr die Stromanschlüsse wegen ausbleibender Zahlungen gesperrt. Die Sperrung kommt nicht über Nacht, sondern wird in einem mehrstufigen Verfahren angekündigt. Selbst drei Tage vor dem Sperrtermin haben die Betroffenen noch die Möglichkeit, sich an den Versorger zu wenden und eine Vereinbarung abzuschließen. Von Thomas Baumann-Hartwig