Dresden: SachsenEnergie klagt gegen die Fusion von RWE und E.ON

Frank Brinkmann, Vorstandsvorsitzender des kommunalen Versorgungsunternehmens SachsenEnergie, zeigt auf eine Landkarte von Deutschland. Weite Teile sind blau und rot gefärbt. Blau steht für RWE und rot für E.ON. Dresden und Ostsachsen sind weiße Flecken in einem „roten Meer“. „Wir sind wie ein gallisches Dorf umzingelt“, beschreibt Brinkmann die E.ON-Dominanz. SachsenEnergie klagt deshalb gemeinsam mit anderen ostdeutschen Regionalversorgern gegen die bereits genehmigte Elefantenhochzeit von E.ON und RWE. Frage: SachsenEnergie ist ja selbst gerade erst aus der Fusion von Drewag und Enso hervorgegangen. Sitzen Sie da nicht im Glashaus? Frank Brinkmann: Wir wussten, dass die Fusion von RWE und E.ON kommt. Die Fusion von Drewag und Enso ist ja gerade eine Reaktion auf diese Entwicklung. Es ballt sich Marktmacht zusammen. Vor diesem Hintergrund müssen wir Stabilität schaffen. Was ist so schlimm, wenn sich zwei Große zusammenschließen? Unsere Geschäftsgrundlage als Regionalversorger muss weiter vorhanden bleiben. Gerade in Ostdeutschland. Die Landschaft hier verändert sich mit der Elefantenhochzeit viel mehr als in Westdeutschland. Die wettbewerbliche Gleichschaltung der großen Regionalversorger von RWE und E.ON hat eine Marktdominanz zur Folge. Die Energiewende wird in der Region stattfinden: Was heißt das für den Stromkunden in Dresden? Es entsteht ein Großunternehmen, das die Vertriebsstufe dominiert. Und ein zweites, das die Erzeugungsstufe dominiert. Wenn E.ON mit ganz vielen Marken jetzt Marktgestaltung macht, zum Beispiel hier in Sachsen mit allen Untermarken der innogy und E.ON Gruppe, dann bereitet uns das natürlich Sorgen. Das setzt ganz andere Gestaltungsspielräume frei, als wenn die beiden Großen gegeneinander antreten müssen. Kostet eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof nicht sehr viel Geld? Wir treten in einer Kosten-Gemeinschaft von elf Klägern aus dem ganzen Bundesgebiet auf. Das ist ein großer Vorteil. Im Vergleich zu dem, um was es hier geht, sind die Kosten nicht der entscheidende Punkt. Wie bewerten Sie die Erfolgsaussichten? Da sind wir realistisch. Wenn der Gerichtshof ausschließlich den europäischen Markt und Maßstäbe insgesamt betrachtet, dann haben wir keinen Erfolg. Der Energiemarkt ist aber ein hochregionaler Markt. Die Energiewende wird in der Region stattfinden. Wir als kommunale Regionalversorger sind die Träger der Energiewende und brauchen dafür die Luft zum Atmen. Dieses Signal gilt es zu senden. Lesen Sie auch: Sachsens regionale Energieversorger ziehen gegen RWE und E.ON vor Gericht Ist es nicht ein Kampf gegen Windmühlenflügel, wenn Sie die Bildung von großen Einheiten stoppen wollen? Es gibt auch in anderen Branchen Entwicklungen, bei denen die Bildung von großen Einheiten enorme Folgen für die Verbraucher hat. Ich denke an die Halbleiterindustrie oder die großen Konsumplattformen. Würde man das heute wieder zulassen? Für E.ON und RWE ist die Fusion der Befreiungsschlag. Aber wenn man die Regionen im Blick behält, hätte man den Zusammenschluss nicht genehmigen dürfen. Von Thomas Baumann-Hartwig