Dresden: DVB planen 16 neue Mobipunkte

Am Alexander-Puschkin-Platz befindet sich der neueste: Insgesamt 18 Mobipunkte gibt es zwei Jahre nach Start des Projekts mit dem Pilotstandort Pirnaischer Platz in Dresden. Damit wird der Plan, ein dichtes Netz aus Orten zu knüpfen, an denen verschiedene zukunftsträchtige Mobilitätsangebote gebündelt werden, immer mehr zur Wirklichkeit. Zumal bis zum Ende des Jahres noch 16 weitere Mobipunkte entstehen sollen, wie Julia Keller sagt. „Wenn uns nicht Corona-Einschränkungen oder andere Probleme ausbremsen“, wie die Projektleiterin Multimodalität einschränkt. Sie ist bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) für den Aufbau des Netzes zuständig. Attraktive Alternativen zum Privatauto: Dass ausgerechnet die DVB für die Verkehrsverknüpfungspunkte zuständig sind, an denen sich mit Angeboten für Carsharing und Mieträdern auch ernstzunehmende Geschäftskonkurrenten ansiedeln, hat mehrere Gründe. Zum einen sieht die Stadt in ihrem Tochterunternehmen mehr und mehr einen Mobilitätsanbieter der Zukunft, bei dem es um mehr als einen stabilen Fahrplan für Bus und Bahn geht. Zum anderen erhoffen sich die DVB durch die Mobilitätspunkte eine höhere Attraktivität. Denn bei ihnen geht es vor allem darum, Alternativen zum Privatauto aufzuzeigen. „Es wird immer Wege geben, die man mit dem Auto zurücklegen muss“, sagt Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). Das heiße aber noch lange nicht, dass man auch ein Auto besitzen müsse. Stattdessen bietet sich eines der Leihautos an, die an den Mobipunkten feste Stellplätze haben. Und für die alltäglichen Fahrten die Busse und Bahnen der DVB, deren Haltestellen in unmittelbarer Nähe zu den Mobipunkten liegen – so die Überlegung. Und noch eine weitere Chance sehen die DVB in den Mobipunkten. Sie können die Attraktivität des eigenen Angebots erhöhen, wie DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach meint. So können DVB-Abokunden eine halbe Stunden kostenlos mit den am 17. August gestarteten Mobibike-Leihrädern fahren. Zu ähnlichen Vergünstigungen ist man dem Vernehmen nach mit Teilauto – dem Platzhirsch in Sachen Leihautos in Dresden – im Gespräch. Das Kalkül: Wenn die Abokarte so viele Vergünstigungen biete, wird sie auch für Gelegenheitsfahrer bei den DVB immer attraktiver. Außerdem helfen neue Angebote, Bestandskunden zu halten. Aktuell insgesamt mehr als 70 Standorte geplant: Doch zurück zum Aufbau des Mobipunkt-Netzwerks. Mehr als 70 Standorte soll es einmal in Dresden geben. Wann genau es so weit ist, vermag Julia Keller noch nicht zu sagen. „Ende 2021 wollen wir auf etwa 50 kommen“, sagt sie. „Dann sehen wir weiter.“ Denn der Start des kommunalen Projekts hat auch Interesse bei Unternehmen geweckt. Es könnte sein, dass zu dem 2017 vom Stadtrat verabschiedeten Kanon neue Standorte hinzu kommen, weil sie lohnenswert erscheinen oder einfach umsetzbar sind. „Außerdem müssen wir überlegen, ob wir Mobipunkte ergänzen müssen – um Plätze für Leihautos, Mietautos oder Schnellladesäulen“, sagt Julia Keller. Es ist Bewegung im System. Mobipunkte in Neustadt und Hecht noch in diesem Jahr: Etwa ein Jahr dauert es von der Planung bis zur Verwirklichung eines Mobipunktes. „Da sind wir deutlich schneller geworden als noch am Anfang“, sagt Julia Keller. Von den 10 000 bis 15 000 Euro Durchschnittskosten ließen sich zumeist 40 bis 50 Prozent über Fördermittel finanzieren. Die konkrete Ausgestaltung eines Standorts entscheidet das Platzangebot und die Lage im Stadtgebiet. „In Autobahnnähe sehen wir zum Beispiel mehr Schnellladesäulen vor, während es in der Innenstadt mehr Plätze für Mobibikes geben sollte“, gibt Julia Keller einen Einblick. Sie ist gerade dabei, ein ganz dickes Brett zu bohren. „In diesem Jahr wollen wir einige Mobipunkte in der Neustadt und im Hecht eröffnen.“ Diese Stadtteile sind wegen ihrer dichten Bebauung eigentlich wie gemacht für das gebündelte Angebot, bieten jedoch auch für Mobipunkte kaum Platz. Insofern sei es ein Erfolg, dass am Alaunplatz, Ecke Hoyerswerdaer Straße, an der Martin-Luther-Straße und am Königsbrücker Platz Mobipunke entstehen werden. „Und an einem am Bischofsplatz, Ecke Conradstraße arbeiten wir sehr engagiert“, sagt Julia Keller. Alle haben gemein, dass dort Leihautos im Fokus stehen. Sie sollen die Parkplatznot in den beliebten Wohngegenden lindern helfen. Genaue Bilanz bleibt vage: Bleibt die Frage, wie nach zwei Jahren Mobipunkt die Bilanz ausfällt. Dazu halten sich die Beteiligten bedeckt. Carsten Wald von den Stadtwerken Drewag konstatiert „eine deutliche Zunahme der Ladevorgänge mit Steigerung der Anzahl verfügbarer Ladepunkte“ und meint daher, „dass die Nutzer den Ausbau der Ladepunkte annehmen und die Strategie funktioniert“. Wie viele Ladungen es an den inzwischen 53 öffentlichen Ladestationen, davon 36 Schnelllader gegeben hat, verrät er nicht. Teilauto stellt bisher 23 Autos an den Mobipunkten zur Verfügung. „Natürlich werden die Carsharing-Fahrzeuge in den dicht besiedelten innerstädtischen Quartieren stärker frequentiert, als die am Stadtrand“, erklärt Marcus Buchfeld von Teilauto Dresden mit Blick auf den gut laufenden Fetscherplatz und Mobipunkte in Randbezirken wie Weixdorf oder Weißig. Andererseits sei es Unternehmensstrategie, die Pionierarbeit am Stadtrand über hoch ausgelastete Fahrzeuge in der Innenstadt zu finanzieren. „Nur so entwickelt sich das Netz weiter“, sagt Marcus Buchfeld. Mobipunkte bündeln verschiedene Verkehrsangebote, die alle eine Alternative zum privaten Auto darstellen. Damit sind vor allem der Nahverkehr, aber auch Mietautos und Leihräder gemeint. Außerdem bieten viele Mobipunkte als Einstiegshilfe in die Elektromobilität Ladesäulen an. Für die Zukunft wird über die Einbindung von Elektro- und Lastenrädern nachgedacht. 18 fertige Mobipunkte und vier weitere (Gompitzer Höhe, Elbepark, Kaditz P+R, Bahnhof Neustadt), die nur teilweise fertiggestellt sind, gibt es derzeit. Dort hat die Drewag schon Elektroladesäulen aufgestellt, aber es fehlen noch die übrigen Anlagen. An diesen Standorten gibt es bereits Mobipunkte: Alexander-Puschkin-Platz, Altpieschen, Bahnhof Mitte, Carolaplatz, Cossebaude Bhf. (P+R), Fetscherplatz, Gläserne Manufaktur, Hauptbahnhof, Pillnitz, Pirnaischer Platz, Prohlis (P+R), Reisewitzer Straße, Schillerplatz, TU Dresden, Wasaplatz, Weißig, Weixdorf Bad (P+R), Wilder Mann. Noch schwieriger fällt die Einordnung in Sachen Bikesharing, weil das System gerade erst auf die Mobibikes umgestellt wurde. Sie erwarte aufgrund der höheren Anzahl an Rädern und des neuen Systemkonzeptes eine hohe Nutzungsrate, meint Julia Keller. „Man sieht bereits jetzt im Stadtbild, dass die Räder intensiv genutzt werden.“ Bilanz wird allerdings erst in einigen Monaten gezogen. „Interessant wird in diesem Zusammenhang, in welchem Umfang die Nutzer die Freiminuten in Anspruch nehmen, die sie ja auch in anderen Städten nutzen können.“ Lesen Sie auch: Dresden: DVB starten eigenes Leihradsystem Fetscherplatz in Dresden ist nun Mobipunkt für umweltfreundliche Mobilität Verkehr: So viele Mobilitätspunkte bekommt die Dresdner Neustadt in diesem Jahr Von Uwe Hofmann