Dresden: DVB müssen bis 2025 fast 600 Altersabgänge ersetzen

Die Zahlen lügen nicht: 77 Mitarbeiter, die aus Altersgründen ausschieden, mussten die Dresdner Verkehrsbetriebe im vergangenen Jahr durch neue Mitarbeiter ersetzen. Fast 100 sind es jeweils in diesem und im nächsten Jahr. 110 im Jahr 2023, 119 im Jahr darauf und 2025 dann 150 – fast doppelt so viele wie 2020. Da kommt einiges auf die DVB zu, wie dieser Vergleich deutlich macht: 2000 Mitarbeiter zählen zur Stammbelegschaft der Verkehrsbetriebe, hinzu kommen 200 studentische Straßenbahnfahrer und Azubis. Für 575 dieser Mitarbeiter muss Ersatz gefunden werden, weil sie in Rente gehen – das ist mehr als ein Viertel. „ Unsere Personalabteilung hat in den nächsten Jahren sehr viel zu tun “, sagt DVB-Vorstand Lars Seiffert. Allerdings wirkt er dabei nicht besorgt, sondern sagt diesen Satz mit einem entspannten Lächeln. Denn ausgerechnet die Coronapandemie verschafft den Verkehrsbetrieben eine Verschnaufpause. Das hat vor allem mit dem auf etwa 80 Prozent reduzierten Fahrtangebot zu tun. Das wurde mit Beginn dieser Woche zwar zu den Hauptverkehrszeiten etwas aufgestockt, es bleibt aber dabei: Mussten die DVB in den letzten Jahren oft monatelang mit allem fahren, was an Mensch und Material einsatzfähig ist, ist jetzt Entspannung eingekehrt. Vor allem im Fahrdienst aufgehäufte Überstunden konnten so abgebaut werden, sagt Lars Seiffert. DVB setzen weniger auf Quereinsteiger: Das wirkt sich auf die Personalplanung aus: 80 neue Quereinsteiger wollten die DVB 2020 zu Straßenbahnfahrern ausbilden. 40 sind es geworden. Mit ihnen hatten die Verkehrsbetriebe schon Verträge geschlossen, bevor sie das Programm pandemiebedingt aufs Eis legten. In diesem Jahr soll es keine Quereinsteigerschulungen im großen Stil geben. „In den nächsten Jahren wird sich das sicher wieder ändern, zumal etwa die Hälfte unser Altersabgänge den Fahrdienst betrifft“, sagt Lars Seiffert. Aber vorerst halte man sich zurück. Denn es gibt wieder ausgebildete Fahrer auf dem Arbeitsmarkt. Den hatten vor allem Reisebus- und Fernbusunternehmen in den letzten Jahren leer gefegt. Corona setzt diesen schlimmer zu als den Verkehrsbetrieben, die sich nun wieder über Bewerbungen ausgebildeter Busfahrer freuen können. „Auch das ist nur ein vorübergehender Effekt“, sagt Lars Seiffert. Deshalb setzen die DVB vor allem auf die eigene Ausbildung in Sachen Nachwuchsgewinnung. Die Straßenbahn- und die Busfahrschule werden entsprechend ausgebaut, kündigt der DVB-Vorstand an. 19 Busfahrer aus Belgrad sollten nach Dresden kommen, noch keiner von ihnen ist da: Das ist auch eine Lehre aus dem 2019 gestarteten Versuch, Busfahrer auf dem europäischen Arbeitsmarkt anzuwerben. Mit 19 Belgrader Busfahrern hatten die DVB Verträge geschlossen in der Hoffnung, sie im März 2020 bei ersten Fahrten einsetzen zu können. Daraus ist bis jetzt nichts geworden. Lars Seiffert begründet das vor allem mit der immensen Bürokratie. Viele Papiere müssen ausgefüllt, mehrfach übersetzt und zwischen Arbeitsamt und Botschaften hin- und hergeschickt werden. Sechs Busfahrer haben durchgehalten und wollen noch nach Dresden kommen. „Sie sind hochmotiviert und lernen fleißig Deutsch“, sagt Lars Seiffert. Danach wolle man das Kapitel ausländische Arbeitskräfte fürs Erste schließen. 2020 haben die DVB 28 Auszubildende aufgenommen. Zurzeit erlernen bei den Verkehrsbetrieben 97 junge Leute einen Beruf. 28 Auszubildende werden für die DVB-Tochter Dresdner Verkehrsservicegesellschaft und weitere 23 für andere sächsische Unternehmen ausgebildet. 28 Jungfacharbeiter haben 2020 ihre Ausbildung abgeschlossen. Im August 2021 sollen 48 neue Lehrlinge eingestellt werden: elf Fachkräfte im Fahrbetrieb, elf Berufskraftfahrer, elf Mechatroniker, vier Industriemechaniker, je zwei Kaufleute für Büro und Verkehrsservice, drei Kfz-Mechatroniker, zwei BA-Studenten für Wirtschaftsinformatik und Betriebswissenschaft sowie zwei Gleisbauer. Bewerbungen und Stellenangebote werden am einfachsten über das Portal dvb.de/karriere im Internet abgewickelt. Postalisch eingegangene Bewerbungen werden aber gleichrangig behandelt, heißt es von den DVB. Zumal die Zeit nach Corona vielleicht dauerhafte Änderungen für den Verkehr mit sich bringt. „Wir müssen ganz genau beobachten, wie sich der Verkehr nach der Pandemie entwickelt“, sagt Lars Seiffert. Damit meint er weniger, dass es wohl Jahre dauern wird, bis die Verkehrsbetriebe ihre Rekordhatz in Sachen Fahrgastzahlen fortsetzen können. „Weil viele Unternehmen jetzt Homeoffice und Videokonferenzen kennenlernen, fallen vielleicht künftig die Verkehrsspitzen vor allem am Morgen weg“, meint Lars Seiffert. Die DVB könnten entsprechen auf Unterstützerfahrten am Morgen verzichten, die Fahrer und Fahrzeuge binden. Auch das würde nichts daran ändern, dass die DVB ein Viertel der Belegschaft ersetzen müssen. Aber es würde den Druck etwas mindern. Von Uwe Hofmann