Dresden: 14 Fakten zum neuen Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz

Die Würfel sind gefallen. Der Siegerentwurf für den Bau des neuen Verwaltungszentrums am Ferdinandplatz steht fest. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu dem Projekt. 1. Was soll eigentlich gebaut werden? Nach einer ersten städtebaulichen Studie des Büros Barcode Architects gibt es drei Baufelder auf dem Ferdinandplatz: Eines bietet die Möglichkeit für den baulichen Abschluss des Karstadt-Kaufhauses, eines war für das große Verwaltungszentrum vorgesehen und ein drittes für ein kleineres Verwaltungszentrum. 2. Was wird bis 2025 tatsächlich gebaut? Nur das große Verwaltungszentrum. Die Pläne für das kleine hat die Stadtverwaltung aus Kostengründen zurückgestellt. Möglicherweise wird hier mal etwas ganz anderes gebaut, zum Beispiel ein Wohngebäude. Die Diskussion darüber hat noch nicht begonnen. Die Fläche am Kaufhaus befindet sich in Privatbesitz, Bauabsichten hat der Eigentümer bisher nicht angezeigt. 3. Was wird im Verwaltungszentrum entstehen? Ein Bürogebäude mit 1035 Arbeitsplätzen für 1300 Mitarbeiter. Es ist ein großes, transparentes Foyer geplant, hinzu kommen Räume, die auch von der Öffentlichkeit genutzt werden können, beispielsweise von Vereinen. Auch Gastronomie soll es geben. Das Dach soll zu 70 Prozent begrünt und mit Photovoltaik ausgestattet werden. Über 100 Stellplätze in einer Tiefgarage und 400 überdachte Fahrradabstellanlagen sind vorgesehen. 4. Wer soll dort einziehen? Die Geschäftsbereiche Stadtentwicklung und Bau sowie Umwelt und Kommunalwirtschaft von Baubürgermeister Stephan Kühn und Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (beide Bündnis 90/Die Grünen). Hinzu kommt das Amt für Wirtschaftsförderung. Beide Geschäftsbereiche sind bisher über mehrere Standorte im Stadtgebiet verstreut. Der Baubürgermeister hat sein Büro im World Trade Center, das Straßen- und Tiefbauamt sitzt dagegen im Bürohaus an der St. Petersburger Straße. 5. Was soll der Neubau kosten? Das gesamte Vorhaben kostet 139 Millionen Euro. Darin eingeschlossen ist die Gestaltung der Außenanlagen und der neuen Haltestelle Prager Straße sowie die Ausstattung des Neubaus mit Möbeln und Technik. 6. Wer soll den Neubau bezahlen? Die Stadt hat in guten Zeiten gespart. Das Geld lag in einer Rücklage. Weil wegen der Coronakrise die städtischen Einnahmen sinken, fließt die Neubau-Rücklage jedoch in den Haushalt. Die städtische Gesellschaft Kommunale Immobilien Dresden (KID) übernimmt den Bau von der Stadt und finanziert das Vorhaben mit einem Kredit. Die Stadt mietet anschließend das Gebäude mit einer Art Mietkaufmodell. Nach 20 Jahren soll das Bauwerk der Stadt gehören. Die KID hat bereits Kraftwerk Mitte und Kulturpalast als Bauherr gestemmt. 7. Warum muss es unbedingt ein Neubau sein? Die Verwaltung will hochmoderne Arbeitswelten etablieren. Dazu sei eine maßgeschneiderte Lösung erforderlich, das könne nicht in bereits vorhandene Büroflächen installiert werden, so die Argumentation. Die Zersplitterung von Verwaltungseinheiten über das Stadtgebiet, die zwangsläufig zu Informations- und Kommunikationsdefiziten führe, solle aufgehoben werden. Im neuen Verwaltungszentrum soll es keine Papierakten mehr geben, sondern nur noch elektronische Akten. 8. Warum gibt es weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter? Weil Mitarbeiter im Urlaub sind, Schulungen besuchen oder wegen Krankheit fehlen. Das heißt aber auch, dass die Mitarbeiter keinen festen Arbeitsplatz mehr haben, sondern ihren Laptop an einem freien Schreibtisch anschließen müssen. In Holland wurden Verwaltungsgebäude mit einer ähnlichen Quote gebaut. Dort vermieten die Verwaltungen bereits Bürofläche an externe Nutzer, weil die Gebäude nicht ausgelastet sind. 9. Warum entscheidet der Stadtrat nicht mehr? Der Stadtrat hat am 17. Dezember einen Grundsatzbeschluss zum Verwaltungszentrum getroffen und seine Hoheit über das Verfahren an die KID abgegeben, erklärte Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD) am Donnerstag vor dem Stadtrat. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) wies einen entsprechenden Eilantrag der Freien Wähler zurück. 10. Was sagen die Befürworter des Neubaus? Mario Schmidt, Baupolitiker der CDU-Fraktion: „Der Siegerentwurf verspricht, ein echter Hingucker zu werden. Er hebt sich durch die großen Stadtfenster, die markante Öffnung der Ostseite sowie durch seine farbliche Gestaltung klar von der Umgebungsbebauung ab.“ Thomas Löser, Bauexperte der Grünen: „Dachbegrünung und Photovoltaik sind wichtige Aspekte in Sachen Nachhaltigkeit.“ Richard Kaniewski, Stadtrat der SPD-Fraktion: „Dresden hat als Arbeitgeber eine große Verantwortung seinen Beschäftigten gegenüber. Dieser Verpflichtung kommen wir als Stadt mit dem Bau eines neuen Verwaltungszentrums nach.“ Holger Zastrow, Vorsitzender der FDP-Fraktion: „Dieser Entwurf hat das Potenzial, Dresden ein großstädtisches Gesicht zu verleihen.“ Der frühere Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Die Grünen), der das Verfahren eingeleitet hatte: „Mein persönlicher Favorit hat gewonnen.“ 11. Und was sagen die Neubau-Gegner? „Mir gefiel dieses Loch in der Fassade von Anfang an nicht“, erklärte Linke-Bauexperte Tilo Wirtz. „Die Breite von einem Gebäudedrittel und die Höhe von mehreren Etagen sind nicht nachhaltig. Derartige architektonische Effekthascherei wird mit Komplikationen beim Bau erkauft.“ Torsten Nitzsche (Freie Wähler): „Beide in Frage kommenden Entwürfe sind keine großen Würfe.“ Bernd Lommel, stellvertretender AfD-Fraktionsvorsitzender: „Es geht uns nicht so sehr um den Entwurf als vielmehr darum, dass 140 Millionen Euro für einen Verwaltungsneubau nicht in die Zeit passen.“ 12. Wie geht es jetzt weiter mit den Plänen? Nach Ablauf der Widerspruchsfrist gegen die Vergabe werden die Verträge geschlossen. Die Planungsphase beginnt. Die Arbeitsgemeinschaft aus den Bauunternehmen Ed. Züblin AG und Dressler Bau GmbH, die mit den Planern Tchoban Voss aus Dresden und Barcode Architects aus Rotterdam zusammenarbeiten, erarbeitet die Unterlagen für den Genehmigungsprozess. In der Baugrube auf dem Ferdinandplatz werden bis Ende März die durch Archäologen freigelegten Kelleranlagen abgerissen. Dann erfolgen Sicherung der Baugrube und Wasserhaltung. Der eigentliche Baubeginn ist für nächstes Jahr geplant. 13. Warum erhält der Neubau keinen Turm? Das war ursprünglich geplant. Ein bis zu 60 Meter hoher Turm als Gegenpol zum Rathausturm sollte erlaubt werden. Die Politik kürzte im Bauausschuss den Turm zum Türmchen mit einer Höhe von 43 Metern. Immer noch zu hoch, sagte das Landesamt für Denkmalschutz, das über die Silhouette der historischen Altstadt wacht: Nur 34 Meter dürfen es sein. Und damit zwei Meter weniger als die Traufhöhe des gegenüber liegenden Neuen Rathauses. Lesen Sie auch Deshalb gibt Dresden den Turmbau vom Ferdinandplatz auf 14. Wie werden die Außenanlagen gestaltet? Bis 1945 stand der Gänsediebbrunnen auf dem Ferdinandplatz. Ein neuer Brunnen soll daran anknüpfen. Erste Pläne hat ein Dresdner Büro für Landschaftsarchitektur bereits in der Gestaltungskommission vorgestellt. Flankiert werden soll der Brunnen von einer großzügigen Grünfläche. Von Thomas Baumann-Hartwig