Don’t Drink and Drive: Ein Selbstversuch am Promille-Simulator

Mein Besuch in der „Don’t Drink and Drive Academy“ im Berufsschulzentrum für Technik „Gustav Anton Zeuner“ ist vorbei. Ich gehe zurück zum Auto. Das parkt in der Werkhalle der Schule. Ich steige ein, schnalle mich an und starte den Motor. Los geht’s, ich rolle auf Dresdens Straßen. Die Ampel der ersten Kreuzung ist rot, noch kann ich problemlos anhalten, alles fühlt sich normal an. Als die Ampel auf grün schaltet, fahre ich weiter. Auf einmal fühle ich mich anders. Meine Reaktion ist deutlich verlangsamt. Lenke ich nach rechts, dauert es einen Moment, bis sich das Auto dorthin bewegt. Genauso verhält es sich mit Gas und Bremse. Die Straßenlage kann ich schlechter einschätzen und ich fühle mich benommen, ungefähr wie bei 0,8 Promille. Ein Blechschaden, dann der Frontalcrash: Plötzlich überquert ein Fußgänger vor mir die Straße. Puh, ich kann gerade so ausweichen. Doch dann öffnet sich die Fahrertür eines Autos. Ich reagiere zu spät und knalle gegen die Tür. Mist, denke ich, ist aber nur ein Blechschaden. Und so fahre ich weiter. Mittlerweile bin ich auf einer Landstraße jenseits der Stadtgrenze. Eigentlich bin ich nicht mehr fahrtauglich, ungefähr bei 1,1 Promille. Meine Benommenheit hat sich verstärkt, dazu ist mein Sichtfeld deutlich eingeschränkt. Trotzdem fahre ich weiter. Wie so viele Andere im betrunkenen Zustand denke ich mir, es wird schon nichts passieren. Vor mir fährt ein langsamer Traktor. Da ich deutlich schneller bin, überhole ich ihn. Aufgrund meiner Trunkenheit kann ich die andere Fahrbahn nicht richtig einsehen und bemerke das herankommende Auto nicht. Plötzlich ist alles schwarz. In der Realität lägen der entgegenkommende Fahrer und ich jetzt wahrscheinlich im Krankenhaus, doch ich kann problemlos aus dem Fahrzeug aussteigen. Auf einem schwarzen Bildschirm vor mir leuchtet nur das Wort „Unfall“. Ich bin nämlich nicht wirklich betrunken gefahren, sondern habe im Promillesimulator der „Don’t Drink and Drive Academy“ gesessen. Der simuliert, wie es sich anfühlt, mit Alkohol im Blut Auto zu fahren. Auf einem Bildschirm vor dem Auto wird das „Spiel“ angezeigt. Man fährt durch eine Stadt, muss sich an Verkehrsregeln halten und verschiedenen Hindernissen ausweichen. Die Steuerung ist dabei aber verzögert, als wäre man betrunken. In den nächsten Wochen ist die Initiative „Don’t Drink and Drive“ mit ihrem Simulator an verschiedenen sächsischen Berufsschulen unterwegs. Dabei sollen junge Menschen für das Thema Alkohol im Straßenverkehr sensibilisiert werden. Neben der Fahrt im Promillesimulator werden sie über die Wirkung von Alkohol am Steuer und die Folgen bei Unfall oder Kontrolle aufgeklärt. Von Julius Titz