Deshalb tragen manche Linienbusse in Dresden Frauennamen

Astrid, Karin, Sabine, Beatrice, Sophie, Constanze, Claudia, Susanne – was klingt wie eine Textzeile aus Lou Begas Sommerhit „Mambo No. 5“ ist Ausdruck einer besonderen Wertschätzung, den die Verkehrsbetriebetochter Dresdner Verkehrsservicegesellschaft (DVS) ihren Mitarbeiterinnen entgegenbringt. Aufmerksamen Nahverkehrsnutzer haben vielleicht einen dieser Namen schon einmal vorn auf einem Bus der Linie 72 entdeckt. Tatsächlich ist die Vergabe von Frauennamen aber gar nicht an bestimmte Linien gekoppelt – allerdings ausschließlich Bussen der DVS vorbehalten. „Bei Linien, die allein die DVS bedient, kann so der Eindruck entstehen, es seien Frauenlinien“, sagt DVS-Chef Robert Roch. Die mittlerweile liebgewonnene Tradition, die DVS-eigenen Busse mit Frauennamen zu schmücken, geht auf die Idee von Rochs Vorgänger Werner Overkamp zurück. Mit den Frauennamen sollte in einem männerdominierten Geschäft wie dem Busverkehr den Frauen eine besondere Wertschätzung entgegengebracht werden. „Unsere Frauen machen eine tolle Arbeit“, findet Roch. Wie ihre männlichen Kollegen sind viele von ihnen im Schichtdienst tätig, haben darüber hinaus aber auch vielfältige familiäre Aufgaben. „Da sollten die Männer Frauen auch öfter mal Dankesagen“, meint DVS-Chef Roch. Alle sind stolz auf „ihren“ Bus: Musste man sich anfangs noch Namen von DVB-Mitarbeiterinnen „ausleihen“, die in der DVS-Verwaltung tätig waren, sorgt der Zuwachs an weiblichen Fahrerinnen nun ganz allein dafür, dass immer mehr Busse einen Namen tragen. Abgelehnt hat bisher keine Mitarbeiterin diese besondere Auszeichnung, im Gegenteil: Alle seien stolz auf „ihren“ Bus, wie Roch versichert. Ein besonderes Recht, diesen auch regelmäßig fahren zu dürfen, ergibt sich daraus allerdings nicht, da die Verteilung der Dienste der Computer übernimmt. „Wenn der Zufall es will, ist die Freude aber selbstverständlich groß“, sagt Roch und lacht. Als einer der ersten Namen landete Susanne am Bus, „eine ehemalige Disponentin, die inzwischen zu den DVB gewechselt ist. Mit Astrid wird unserer aktuellen Disponentin und ihren magischen Fähigkeiten gehuldigt, die bei der Erfüllung von Dienst- und Freiwünschen fast alles möglich macht – und dann sind natürlich sehr viele nette Fahrerinnen zu Namensgeberinnen geworden“, sagt Roch. Umgang unter den Kollegen herzlich: Eine von ihnen ist Konstanze Ratun. Die 55-Jährige kam als Quereinsteigerin vor anderthalb Jahren ins Unternehmen. Die ehemalige Erzieherin startete anfangs mit vielen Zweifeln in ihre neue berufliche Aufgabe, war unsicher, ob sie die neue Herausforderung meistern würde. Nicht so ihr neuer Arbeitgeber. „Als ich nach wenigen Monaten gefragt wurde, ob ich meinen Namen einem Bus zur Verfügung stellen würde, war das ein unglaublich schönes Gefühl von Respekt und Anerkennung meiner Arbeit. Das hat mir gezeigt: Die Firma traut mir das zu, macht mir Mut“. Inzwischen hat Ratun auch das Angebot einer Weiterbildung zur Fährschifferin angenommen, fühlt sich pudelwohl in ihrem neuen Job – Männerdomäne hin oder her, der Umgang unter den Kollegen sei herzlich. Die namengebenden Kolleginnen kennt sie inzwischen alle, Scherze bleiben natürlich nicht aus: „Wenn technische Probleme auftreten, etwa die Türen nicht funktionieren, dann heißt es schon mal: Ich habe heute Dagmar erwischt, die zickt ganz schön rum. Da geht es natürlich nur um den Bus, nie um die Person“, stellt Ratun lachend klar. Ein bis zwei Frauen kommen auf zehn Fahrer-Lehrlinge: Aktuell arbeiten 31 Frauen bei der DVS, das sind etwa 15 Prozent aller Mitarbeiter. Das ändert sich nur langsam. Bei zehn Berufskraftfahrerlehrlingen sind es meist nur ein bis zwei Frauen. In den Verwaltungsbereichen dreht sich das Bild um, allerdings ist im Verkehrsbetrieb der Verwaltungsanteil an den Gesamtaufgaben mit zehn bis 15 Prozent eher gering. So sind auch die männlichen Kollegen keinesfalls beleidigt, dass die Ehre, Namen an Busse zu vergeben, auch in Zukunft den Frauen im Unternehmen vorbehalten bleibt. „Die Männer verstehen schon, dass bei einer begrenzten Anzahl an Bussen und unseren vielen Männern die Auswahl zu schwierig würde. Außerdem ist es nun einmal eine Auszeichnung für unsere weiblichen Mitarbeiterinnen“, erklärt Robert Roch. Lesen Sie auch: • So sehen die neuen Stadtbahnwagen für Dresden aus • Dresdner Verkehrsbetriebe machen den Verkehr schlau – das bringen intelligente Ampeln Von Kaddi Cutz

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