Deshalb gehört die Drewag noch nicht vollständig Dresden

Scheiden tut weh, heißt es in einem Volkslied. Die Stadtwerke Dresden GmbH (Drewag) und die Thüga AG sind geschiedene Leute. Schon seit Anfang 2020 besitzt die Thüga keine Stimmrechte mehr in der Gesellschafterversammlung, erklärt Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD) die Situation. Auch der Aufsichtsratssitz der Thüga ist weggefallen. Doch Drewag und Thüga bleiben sich weiter verbunden. Das städtische Versorgungsunternehmen war bis Anfang 2020 nur zu 90 Prozent in städtischer Hand. Zehn Prozent der Anteile hielt die Thüga – eine äußerst lukrative Angelegenheit: Von 1997 bis 2018 hat die Thüga rund 128 Millionen Euro Gewinnausschüttungen kassiert. Allein für 2018 flossen 7,973 Millionen Euro in die Thüga-Kasse – dank satter Gewinne der Drewag. Weiteres Bewertungsverfahren durch unabhängigen Gutachter: Im vergangenen Jahr beschloss der Stadtrat die vollständige Rekommunalisierung der Drewag – oder anders gesagt: den Rückkauf der Thüga-Anteile. Die Thüga leistete dagegen keinen Widerstand, aber der entscheidende Knackpunkt ist der Preis: Ein erster Gutachter ist im vergangenen Jahr bei der Bewertung auf einen Preis der Thüga-Anteile von 174 Millionen Euro gekommen. Viel zu hoch, meinte damals schon die Landeshauptstadt und wies auf aktuelle Entwicklungen in der Energiewirtschaft hin, die die Gewinne der Versorgungsunternehmen gehörig beeinträchtigen werden. Deshalb hat Anfang Mai ein weiteres Bewertungsverfahren durch einen unabhängigen Gutachter begonnen, wie Lames mitteilte. „Mit ersten Ergebnissen ist im Herbst zu rechnen. Die Parteien werden diese bewerten und dann entscheiden, wie sie weiter verfahren“, so der Finanzbürgermeister. Formale Umsetzung bis Ende des Jahres 2020: Gut möglich, dass die Auswirkungen der Coronakrise das Ergebnis des Verfahrens beeinflussen. Die Drewag muss wegen vieler Betriebsschließungen Umsatzeinbußen hinnehmen, deren Ausmaß noch gar nicht genau feststeht. Eines, so Lames, ist aber sicher: Der Prozess der Rekommunalisierung der Drewag wird wegen der Pandemie nicht einstweilig zurückgestellt. Die Stadt zieht die Scheidung durch, oder feiner formuliert: „Am durch die Satzung vorgegebenen Zeitplan wird festgehalten.“ Die wirtschaftliche Übertragung der Thüga-Anteile ist also zum 1. Januar 2020 erfolgt. „Die formale Umsetzung – und damit die Rekommunalisierung – soll bis Ende des Jahres 2020 abgeschlossen sein“, gibt der Finanzbürgermeister den Zeitplan vor. „Sollte es jedoch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung über die Höhe des Kaufpreises kommen, könnte es allerdings erheblich länger dauern.“ Dresdner Energieversorger Drewag investiert Hunderte Millionen Euro Technische Werke stimmen Rückkauf der Drewag-Anteile zu Das sind die Gründe für den Rückkauf der Dresdner Stadtwerke Von Thomas Baumann-Hartwig

Gutachter ermitteln Preis - Deshalb gehört die Drewag noch nicht vollständig Dresden