Blockhaus Dresden wird für das „Archiv der Avantgarden“ vorbereitet

Die einstige Neustädter Wache, die nach Plänen von Zacharias Longuelune und später von Johann Christoph Knöffel in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts am Neustädter Brückenkopf der Augustusbrücke errichtet wurde, wird im Volksmund aufgrund seiner würfelähnlichen Bauform Blockhaus genannt. Seit 1994 ist das Gebäude Eigentum des Freistaates Sachsen und wurde bis zum Elbehochwasser 2013 für Veranstaltungen der Landesregierung genutzt. Derzeit wird das Blockhaus für das Archiv der Avantgarden der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) umgebaut und soll, wenn es keine Bauverzögerungen gibt, im Herbst 2022 eröffnet werden. Am Donnerstag wurde das Bauprojekt anlässlich des weitgehenden Abschlusses der Rückbau- und Abrissarbeiten im Inneren des Gebäudes der Presse vorgestellt. Statements, Grußworte und Informationen zum Baufortschritt gaben Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU), die Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU), die Generaldirektorin der SKD Marion Ackermann und der Niederlassungsleiter Dresden I des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) Ulf Nickol. Am Anfang solcher Vorhaben steht „das kontrollierte Zerstören“: Hartmut Vorjohann, Finanzminister und damit oberster Bauherr des 2018 auf 20 Millionen Euro geschätzten und mittlerweile mit 28 Millionen Euro veranschlagten Projektes, freute sich sichtlich auf der Baustelle. Mal nicht nur Zahlen und Theorien, solch ein Bauprojekt „ist etwas, was man sieht“. Für Barbara Klepsch ist das Archiv der Avantgarden des Kunstsammlers und Mäzenen Egidio Marzona eines der großzügigsten Geschenke, die der Freistaat Sachsen erhalten habe, welches Sachsen zu einem weiteren kulturellen Alleinstellungsmerkmal mit internationaler Strahlkraft verhelfen werde. Sie berichtet augenzwinkernd, dass sie die Entwicklung der Arbeiten am Blockhaus auf ihrem Arbeitsweg ins Ministerium seit Anbeginn verfolge und manchmal gedacht habe: „Oh Gott, was soll das werden, das wird ja immer weniger“. Und in der Tat steht am Anfang solcher Vorhaben das Zerstören, „das kontrollierte Zerstören“, wie der Finanzminister betonte, „die Abschichtung historischer Architektur“, vergleichbar der Arbeit in Archiven, wie SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann ergänzte. Das Bauprojekt ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Bereits das Einrichten der Baustelle erwies sich als problematisch. Für das Ausheben des Kranfundamentes wurde mit einer speziellen Ortungsmethode das Erdreich nach möglichen Bombenresten aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht. Nachdem die Inneneinrichtung gesichert wurde, z.B. bekamen die Leuchter des Blockhauses eine neue Heimat im Palais im Großen Garten, konnte Ende 2019 mit den Abbruch- und Rückbauarbeiten begonnen werden. Mittlerweile ist das Blockhaus völlig entkernt, an den Fensterlaibungen des Obergeschosses ragt umlaufend eine Stahlkranzverankerung heraus, die dafür sorgt, dass die Wände stabil bleiben. Aktuell wird der Kellerboden ausgebaut und durch eine tiefer liegende Platte ersetzt. Dort wird eine weiße wasserundurchlässige Betonwanne zum Hochwasserschutz montiert. Von außen wird das Blockhaus mit seiner barocken Fassade wieder so aussehen wie früher. Spektakulär, großartig und innovativ ist das Innenraumkonzept der spanischen Architekten Fuesanta Nieto und Enrique Sobejano, das auf 1900 Quadratmetern Nutzfläche einen offenen Raum mit Galeriegeschossen und offenen Bereichen vorsieht. Als Herz des Ganzen soll in der Mitte ein Betonkubus als Magazin der Sammlung „schweben“. Anders als bei der Arche im Dresdner Albertinum, einer auf Stützen aufliegenden Brücke, wird dieser Körper mit einer Grundfläche von 16 mal 16 und einer Höhe von 12 Metern im Blockhaus an auskragenden Stützen hängen. Eine Hybrid-Konstruktion aus Stahl und Beton, die Kräfte werden über Betonschächte, die durch eine extrem steife Stahlkonstruktion verbunden sind, und Eckkonsolen abgeleitet. Schmunzelnd erzählt Ulf Nickol, dass diesem Projekt förderlich war, dass die SIB als staatliche Baubehörde sich die Baugenehmigung selbst erteilen konnte. Große Verantwortung liegt beim Statiker, dessen Arbeit mit Sicherheit täglich kontrolliert und hinterfragt wird. Nickol sagte nicht nur einmal zu ihm: „Mach so, dass es hält“. Die nächste Pressekonferenz soll zum Richtfest im Herbst 2021 stattfinden. Einige Pressevertreter schlugen vor, doch ein paar Wochen eher eingeladen zu werden. Nämlich, wenn die Rüstung, für die Montage in den Boden eingerammte Stützen, unter dem kraftvollen Kubus entfernt wird und dieser erstmals zum Schweben und Hängen kommt. Die Projektmanager erwiderten mit einem Lächeln. Lesen Sie auch Italiener schenkt Dresdner Kunstsammlung weitere 200.000 Objekte Von Patrick-Daniel Baer