Täuschen, tricksen, schönfärben: Dass die Autoindustrie ihre Kunden in mancherlei Hinsicht einfach nicht ernst nimmt, ist spätestens seit dem Skandal um Diesel-Manipulationen klar. Eine neue ICCT-Studie zeigt nun, wie unverfroren insbesondere deutsche Hersteller beim Spritverbrauch mogeln: Um fast 40 Prozent weichen die Herstellerangaben vom realen Verbrauch ab. Das heißt für Kunden, sie müssen sehr viel tiefer in die Tasche greifen, als beim Kauf gedacht. Im Schnitt geht es um 400 Euro im Jahr. Ein sehr teures Ärgernis.
Lange hat die Bundesregierung zugelassen, dass die Täuschung der Kunden immer absurdere Ausmaße annahm. Seit 2001 hat sich der Abstand beim Spritverbrauch zwischen Hersteller-Versprechen und Wirklichkeit mehr als vervierfacht. Motto: Je dreister beschönigt wird, desto besser verkaufen sich die Autos. Und je mehr Autos verkauft werden, desto sicherer sind die Arbeitsplätze in der Industrie. Offenbar haben sich einige Autofreunde in der Berliner Politik lange von dieser vermeintlich logischen Argumentation überzeugen lassen. Zum Nachteil der Autobesitzer und der Umwelt.
Der Mut zu Sanktionen fehlt leider
Immerhin hat es inzwischen etwas Bewegung gegeben: Seit kurzem gelten neue Vorschriften, die die krassesten Auswüchse auf den „Prüfständen“ der Hersteller beenden sollen – wie beispielsweise „rasierte“ Reifen, die den Rollwiderstand und somit den Verbrauch senken.
Allerdings ist es eher zweifelhaft, ob diese neuen Vorschriften am Ende wirklich etwas ändern. Denn leider haben weder die GroKo noch die EU bisher den Mut aufgebracht, auch Sanktionen einzuführen. Strafen haben Hersteller, die weiter unrealistisch niedrige Angaben zum Verbrauch machen, nicht zu fürchten. Die Verlockung, weiter zum eigenen Vorteil zu tricksen, ist also keineswegs gebannt.
Von Christian Burmeister/RND