Das große öffentliche Interesse wundert den 65-Jährigen noch immer ein bisschen - und macht ihn sichtlich stolz. „Ich irritiere gern, das ist ein wichtiges Element meiner Kunst.“ Neben Drohanrufen und Beleidigungen per Telefon und E-Mail habe er auch viele positive Rückmeldungen bekommen. „Ich habe auf Facebook 50 Freundschaftsanfragen von Muslimen wegen dieser Aktion.“
Aus unserem Archiv: Die Aktion vor der Frauenkirche
Jetzt steckt Fleckenstein schon tief in den Planungen für das nächste Projekt - nicht weniger provokativ: Er möchte im Mai in der lettischen Hauptstadt Riga für zwei Wochen einen zerstörten ukrainischen Panzer aufstellen - und ihn von einem als Soldat verkleideten Russen mit einem Schwamm und klarem Wasser reinigen lassen. Lettland hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. „Ich bin ein extremer Verfechter von Demokratie und Toleranz“, sagt Fleckenstein. „Die Panzer-Aktion soll ein Zeichen setzen gegen Wladimir Putins Politik.“ Der Kontakt mit den lettischen und ukrainischen Behörden sei vielversprechend. „Ich freue mich sehr auf die Realisierung.“
Seine Gebetsteppich-Aktion in Dresden wertet Fleckenstein zwar als Erfolg - allerdings lief nicht alles so wie erhofft. „Die Teppiche waren geplant für trockenes Wetter, wir wollten sie mit Klebestreifen befestigen.“ Doch das Pflaster war nass an dem Tag, einige Teppiche flogen in die Luft. Fleckenstein hatte aber einen Plan B: Er behalf sich mit Wasser von einer nahe gelegenen Baustelle, um die Stoffe zu beschweren. „Wir haben bestimmt 1000 Liter drübergegossen.“ Das Thema Pegida habe ihn schon lange gereizt, aber zunächst fehlte die zündende Idee. „Es war schwierig: Die Aktion sollte nicht genehmigungspflichtig sein, musste sichtbar sein und eine große Öffentlichkeit erreichen.“
Die Stadt zeigte sich wenig begeistert von Fleckensteins Idee: Noch bevor die Pegida-Demo begann, wurden die Teppiche geräumt und in ein Lager der Stadtverwaltung geschafft. „Die Auslegung der Teppiche auf dem Neumarkt war im Vorfeld weder als Kundgebung im versammlungsrechtlichen Sinne angezeigt noch als Sondernutzung beantragt“, erklärt ein Stadtsprecher. Wie SZ Online berichtet kommt deswegen auf den Künstler auch ein Bußgeld in Höhe von 200 Euro zu. Diese Summe ist für die sogenannte Ersatzvornahme, also das Wegschaffen der Teppiche, fällig, erklärte Reinhard Koettnitz, Amtschef im Straßen- und Tiefbauamt. Allerdings rechnet er bereits damit, dass es das noch nicht gewesen sein wird. „Gut möglich, dass wir uns deswegen vor Gericht auseinandersetzen müssen“, so Koettnitz.
dpa/ste