Zur ersten Kundgebung seit dem Ausscheiden von Ex-Sprecherin Kathrin Oertel und fünf weiteren Mitgliedern des Pegida-Organisationsteams kamen am Montagabend laut Polizei nur noch 2000 Menschen, Beobachter gehen allerdings von einer etwas größeren Zahl aus. Am Sonntag vor zwei Wochen hatten die selbsternannten „Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes“ noch mehr als 15.000 Menschen in Dresden auf die Straße gebracht. 631 Polizisten waren im Einsatz.
Beobachter werten die Entwicklung als Stärkung des rechten Pegida-Flügels um den Gründer der Bewegung, Lutz Bachmann. Bachmann, der nach einem „Hitler-Selfie“ und üblen Beschimpfungen gegen Ausländer wie „Dreckspack“ oder Viehzeug“ eigentlich zurückgetreten war, stand am Montagabend wieder im Rampenlicht und auf der Bühne - ohne ein Wort Selbstkritik. Nach seiner Einschätzung habe er Worte gewählt, von denen er sicher sei, „dass jeder, wirklich jeder von uns sie schon einmal am Stammtisch benutzt hat“.
Vor der aus Protest unbeleuchteten Frauenkirche sprachen neben Bachmann auch die Ex-AfD’lerin Tatjana Festerling, die im vergangenen Jahr durch ihre Sympathiebekundungen für die Kölner „Hooligans gegen Salafisten“ für Schlagzeilen gesorgt hatte und laut AfD vor einem Parteiausschluss stand, der neurechte Verleger Götz Kubitschek sowie eine nicht näher vorgestellte „Anastasia“ aus Russland.
Inhalte oder gar Pegida-Forderungen hörten die Besucher in keiner der Ansprachen, stattdessen Hetze gegen den Islam, Gegendemonstranten, die „staatsfinanzierte Antifa“ und die Politik im Allgemeinen. Im Gegensatz zur Veranstaltung der Pegida-Abspalter „Direkte Demokratie für Europa“ am Sonntag war die Atmosphäre gereizt. Das Publikum, darunter einmal mehr zahlreiche NPD-Funktionäre, Rechtsextreme und Hooligans, skandierte mehrfach „Lügenpresse“, „Ami go Home“ oder „Merkel muss weg“.
sl / dpa