Dresden. Wer dieser Tage durch den Bauarbeiter-Eingang aus Richtung Biergarten ins Elefantenhaus späht, wird sich verwundert die Augen reiben über den für Ende September angekündigten Eröffnungstermin für das Afrikahaus (DNN berichteten). Davon rückt der Zoo ab. „Einen neuen Termin können wir noch nicht nennen“, sagt Wolfgang Ludwig, der Zoologische Leiter. „Die jüngsten Ausschreibungen haben immer große Terminprobleme bei den Firmen ergeben“, fügt er hinzu. Die Auftragsbücher scheinen überall recht gut gefüllt zu sein. Ludwig geht davon aus, „dass die Arbeiten noch länger dauern werden als gewünscht“. Ursprünglich sollte das umgebaute Haus für die drei Elefanten und die sieben Mandrills inklusive Außenanlagen bereits im Frühjahr fix und fertig sein. Doch zwei kalte Winter, in denen nicht ununterbrochen gebaut werden konnte, kontaminierte Erde, die erst entsorgt werden musste, und überlastete Baufirmen haben den Zeitplan durcheinandergewirbelt. „Wichtiger, als dass das Haus möglichst schnell fertig wird, ist mir, dass es am Ende richtig gut wird“, sagt der Kurator für die Elefanten.
Klar ist inzwischen, dass der Zoo mit 7,5 Millionen Euro unter den angepeilten Kosten von acht Millionen Euro bleiben wird. Die drei Elefantendamen, auch das steht fest, werden mit knapp 1000 Quadratmetern doppelt so viel Lauffläche vorfinden wie früher. Die 27-jährige Drumbo, Mogli und Sawu (beide 22) haben dann teils weichen Sandboden, teils Betonboden zur Verfügung. „Früher konnten sie hier drin nur auf Asphalt laufen“, berichtet Ludwig. Das sei nicht gut für ihre Fußsohlen gewesen und auch nicht für die Gelenke. Ihre Stallboxen entstehen ebenso wie ein bullensicherer Stall unmittelbar angrenzend an die alte Tierhalle auf der früheren Außenanlage. Das kleine Badebecken und die Brücke für die Zoo-Gäste sind bereits verschwunden. Die Besucher bekommen aber die Möglichkeit, die Tiere aus zwei Perspektiven zu beobachten – entweder von der Plattform in Höhe des früheren Restaurants aus oder vom etwa vier Meter breiten Besucherweg her, der Elefanten- und Mandrillanlage trennt.
Im künftigen Elefantengehege fallen riesige, futuristisch anmutende Metallkonstruktionen auf, die von Hunderten von Kabelbindern zusammengehalten werden. Sie bilden quasi das Untergerüst für die Kunstfelsen und -bäume. „Früher mussten die Metallstäbe einzeln verschweißt werden, mit den Kabelbindern geht die Sache dreimal so schnell – mindestens“, erklärt Andreas Lehmann vom Coswiger Bildhaueratelier Thilo Krause, das auch schon im Leipziger Zoo zugange war. Seit knapp drei Wochen sind täglich acht bis zehn freie Bildhauer und Designer damit beschäftigt, die künstlichen Felsen und Bäume zu modellieren, die u.a. mit Heunetzen bestückt werden. Und weil sich die Elefanten an echten Stämmen gewiss lieber scheuern, lässt der Zoo Eichenstämme kommen – etwa 80 an der Zahl. Bereits zu sehen sind dicke Löcher im Boden, die als Einfassungen dienen werden.
Eine ganze Reihe Arbeiten stehen jetzt noch an: „Die gesamte Lauffläche wird um etwa einen Meter mit Sand aufgefüllt, Stahlseile als Gehegebegrenzungen fehlen noch, die Garten- und Landschaftsbauer müssen neue Wege und Beete anlegen, die Mandrills bekommen eine neue Fußbodenheizung“, erklärt Ludwig. Gleichzeitig werde die 2800 Quadratmeter große Außenanlage in Angriff genommen, die zum einen Teil mit festem Naturboden, zum anderen mit Sand ausgestattet werde. „Die Dickhäuter erhalten Schubberbäume, Heuraufen und eine lehmsuhle, und sie behalten natürlich ihr Badebecken“, informiert der Zoologe.
Die Mandrills hingegen verlieren den Wassergraben. Stattdessen sorgen vier Panzerglasscheiben dafür, dass die Besucher den Primaten nun direkt gegenüberstehen können – sofern die Affen das auch wollen. Momentan entstehen drei Pylone im Gehege, die später das Netz tragen sollen. „Die Mandrills bekommen zwar nicht mehr Fläche, gewinnen aber deutlich an Platz in der Höhe“, erklärt Ludwig. Das Gehege werde zum Teil mit Rindenmulch ausgestattet.
Mit dem bullensicheren Stall wird das Afrikahaus auch Platz für die zeitweise Haltung eines Elefantenbullen bieten. Wunschkandidat ist der 16 Jahre alte Abu – ein umgänglicher Bursche aus dem Zoo in Halle, der bereits im vergangenen Sommer zwei Elefantendamen zu Nachwuchs verholfen hat. Er könnte, so der Zuchtbuchführer in Wuppertal zustimmt, im Sommer 2018 in Dresden Quartier beziehen. Elefantin Drumbo, die ja 2006 den kleinen Bullen Thabo-Umasai geboren hatte, dürfte die größten Chancen haben, noch einmal ein Junges zur Welt zu bringen.
Von Katrin Richter