„Ich möchte die Betrachter zum Denken anregen“, ordnet van Zeschau seine Facebook-Seite ein. Denn eins möchte und kann er nicht: Lösungen anbieten, wie heutige Architektur auszusehen habe.
Mit den Bildern möchte er seine subjektive Wahrnehmung untermauern: Die Funktionalität stehe seiner Betrachtung nach immer mehr im Vordergrund der heutigen Bauten. Zu häufig rücke vorschnell der Bagger an, um Platz zu schaffen, wo vorher Erhaltenswertes gestanden habe. Zu oft fielen denkmalgeschützte Häuser zu Schutt und Asche, mahnt er. „Wir sollten häufiger inne halten und mit Bedacht den architektonischen Wandel betreiben“, ist van Zeschau überzeugt. Als Beispiel führt er den Alten Leipziger Bahnhof an. Allein der heutige desaströse Zustand sei inakzeptabel. Lobende Worte findet er hingegen für den Erlweinspeicher, der nach Jahren des Leerstands als Hotel wiedereröffnet wurde.
Das Projekt startete er, als er seinem 2013 verstorbenen Stiefvater, den Architekten Wolfgang Hänsch die Aufnahme des Portales des Konsumvereins „Vorwärts“ von Architekt Kurt Bärbig auf der Rosenstraße, zeigte und ihm erzählte, dass dieses abgerissen wurde. Auf einer Sitzung des Denkmalschutzes fragte Hänsch wo das Portal geblieben sei. Niemand hatte eine Antwort drauf. Dass er einen Nerv trifft und Menschen zum Denken über die Architektur in der Stadt anregt, bestätigen die Besucherzahlen der Seite. Über 5000 Menschen sehen regelmäßig die Beiträge, wenn er wieder ein verschwundenes Haus aus Dresden zeigt.
Dominik Brüggemann