"Ein Vergleich bedeutet eigentlich, dass sich beide Seiten aufeinander zu bewegen. In diesem Fall geht Herr Dr. Hänsch einen Schritt und erwartet, dass die Stadt die restlichen zehn Kilometer läuft", sagt Pressesprecher Kai Schulz am Mittwoch.
Hänsch hatte gegen den geplanten Umbau geklagt, da er sein Urheberrecht gefährdet sieht. Der Prozess vor dem Landgericht Leipzig, das den Fall verhandelt, dürfte allerdings nach entsprechenden Aussagen des bestellten Gutachters zu Gunsten der Stadt Dresden enden.
Hänsch hatte daher am Dienstag noch einmal ein Vergleichsangebot vorgelegt. Er wolle einer gütlichen Einigung mit der Stadt nur bei einem Umbau unter Erhalt des Mehrzwecksaals zustimmen. „Er ist funktionsfähig und darf nicht zerstört werden", sagte der 83-Jährige am Dienstag. Um eine lange juristische Auseinandersetzung zu vermeiden, legte er der Stadt seinen Vorschlag von 2008 wieder vor. Er enthält eine akustische Aufbesserung des Raumes, die für die Dresdner Philharmonie international übliche Bedingungen schafft.
„Architektonisch gibt es keinen Kompromiss", sagte er. Für akustisch und optisch optimale Bedingungen müsse nicht das ganze Gebäude kostenträchtig entkernt und damit zerstört werden. Es reiche, Reflexionsflächen zu verändern oder zu schaffen, Decken und Seitenwände umzugestalten. Bei Realisierung seiner Pläne könnten zudem Baukosten und -zeit reduziert werden. „Reine Konzertsäle sind überholt, sie müssen Mehrzweckfunktionen erfüllen", sagte er.
"Neben den Fragen zum Saal wird gerade an der Bewertung des Einzugs der Bibliothek deutlich, wie unterschiedlich die Positionen sind", erwidert nun Rathaus-Sprecher Schulz. „Ein Kulti mit Konzertsaal, Bibliothek und Herkuleskeule bekommt eine völlig neue Funktion als Kulturzentrum. Er steht damit nicht mehr ausschließlich als Veranstaltungssaal im Stadtzentrum, sondern gibt neue Impulse in der Stadtentwicklung."
Zugleich betonte Schulz, dass bei dem geplanten Umbau das Gebäude an sich erhalten bleibt: „ Der Kulturpalast steht völlig zu Recht unter Denkmalschutz. Deshalb wird beim Umbau nicht nur die Fassade erneuert, sondern der Kulti bleibt bis auf den Umbau des Saales als Gebäude in der jetzigen Form komplett erhalten."
sl / dpa