Neben der üblichen Wahlkampfrede wollte Steinbrück auch den Dresdnern Rede und Antwort stehen. Auf dem kleinen Podium in der Mitte der Menge beantwortete der Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel Fragen von der Griechenlandhilfe bis hin zur Gleichstellung der Homo-Ehe. Dabei redete Steinbrück mehrfach tatsächlich Klartext. Das Betreuungsgeld sei schlicht "bescheuert". Deutschland könne mit ihm die "Kavallerie satteln", bleibt seine markige Aussage zum Thema Steuerflucht. Zudem griff er die aktuelle Regierung mehrfach an. Schwarz-Gelb sei die tatenloseste und rückwärtsgewandteste Bundesregierung überhaupt. Es gebe kein großes Projekt. Die Kanzlerin fahre "im Kreisverkehr", gebe keine Richtung vor und vernachlässige ihre Richtlinienkompetenz, attackierte Steinbrück.
An anderen Stellen wurde er sanfter. So lobte er die Sozialdemokraten Johannes Rau - "ein politischer Menschenfischer" - und Helmut Schmidt, an dem er Leidenschaft, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein schätze, als politische Vorbilder. Und was Schmidt schaffte, will nun auch Steinbrück schaffen. Er will Kanzler werden.
Obwohl die Umfragen das nicht erwarten lassen, gab er sich kämpferisch. Vor allem die unentschlossenen Wähler will er animieren. "Machen Sie von ihrem Wahlrecht gebrauch, gehen sie wählen", rief er den Dresdnern zu. "Wählen Sie SPD!" Am Sonntag bietet sich den Dresdnern übrigens der direkte Vergleich: Dann ist Kanzlerin Angela Merkel zu Gast auf dem Neumarkt.
Stephan Lohse