Dresden .
Dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie zufolge wanderten rund 44 Prozent davon ins Ausland, vor allem in die Europäische Union, in die USA und nach Australien. Blieben immer noch knapp 105 Millionen Hasen für rund 82 Millionen Bundesbürger. Da darf die Frage erlaubt sein: Was passiert mit den Ladenhütern? Stimmt es, dass sie im Herbst als Schokoladenweihnachtsmänner in die Regale zurückkehren?
"Das ist ein ewiges Gerücht", stöhnt ein Mitarbeiter vom Infozentrum Schokolade in Leverkusen. Die Hasen auszupacken, einzuschmelzen und neu zu gießen, wäre viel zu teuer. Und außerdem, so der Schokoladen-Experte: Das Einschmelzen würde dem Aroma schaden. Bei mehrfachem Erhitzen könne nämlich das Fett in der Schokolade verderben.
Auch beim Bundesverband der Süßwarenindustrie hebt man die Hände über die Widergänger-Theorie: Zum einen würde die Branche nach vielen Jahren Erfahrung recht genau kalkulieren, was tatsächlich über die Ladentische geht. Zum anderen sprächen gegen die Zweitverwertung neben den horrenden Kosten auch die strengen Hygienevorschriften der Schokoladenfabriken. Das bestätigt eine Lindt & Sprün- gli-Sprecherin: Das Einschmelzen widerspreche jeglichen Qualitätsversprechen und Wirtschaftlichkeitsaspekten ihres Unternehmens, erklärte sie. Was von den 120 Millionen weltweit angebotenen Goldhasen zurückkomme, werde an Mitarbeiter und soziale Einrichtungen in der Region verschenkt.
Damit dürfte klar sein: Die Verwandlung der Osterhasen in Nikoläuse ist ein Mythos. Geboren in einer Zeit, als einige Hohlkörperhersteller aus Kostengründen noch ein- und denselben Formensatz für Weihnachtsmänner und Osterhasen verwendeten und sie nur verschieden einwickelten. Heute haben alle Werke jeweils eigene Formen für Hasen und Weihnachtsmänner.
Übriggebliebene Schokoladenosterhasen wandern - wie beim Konsum Dresden - nach Saisonende in der Regel zunächst ins Schnäppchenregal. "Wir verkaufen Osterware noch zwei Wochen lang zum halben Preis, ehe wir dann den Rest an die Industrie zurückgeben", erklärt der Einkaufsleiter des Konsums Dresden, Ulrich Polt. Die Mengen lägen - gemessen am Einkauf - im Promillebereich, nach Weihnachten sei Ware für nicht mal 10 000 Euro zurückgegangen. Andere Handelsketten wie Lidl oder Edeka verschenken nach der Schnäppchenzeit die Süßigkeiten an Kunden, Kindergärten oder Tafeln.
Barbara Stock
Aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11.04.2012