Mit dem Zeitungs- und Fotoarchiv der Dresdner Neuesten Nachrichten verließ das historische Gedächtnis des Verlages die Redaktion in Richtung Dresdner Stadtarchiv.
Welch Frevel, wird mancher denken. "Welch Ereignis!", jubelt dagegen Stadtarchiv-Leiter Thomas Kübler, der die rund 1750 Bände und über 100 000 Fotos von zwei Mitarbeitern abholen ließ. "Wir sind sehr froh, einen solch geschlossenen Bestand übergeben zu bekommen, der insgesamt 60 Jahre Zeitungsgeschichte abbildet." Dass solch ein umfassendes Archiv noch während des Bestehens einer Zeitungsredaktion abgegeben wird, sei ausgesprochen selten - für das Dresdner Stadtarchiv gar eine lupenreine Premiere.
Die mächtigen Folianten stammen aus den 30er- bis 90er-Jahren. "Insgesamt handelt es sich um mehr als sechs Tonnen Archivgut, das 300 Regalmeter einnehmen wird", so Archivar Johannes Wend. Nach der Ankunft im Archiv werden die erstaunlich gut erhaltenen Bände zu allererst konservatorisch behandelt, "das heißt gereinigt, desinfiziert, teils neu gebunden und wo nötig ausgebessert. Anschließend wird der Inhalt erschlossen und verzeichnet", so Wend. Ab Beginn des kommenden Jahres können dann nicht nur die DNN-Redakteure, sondern auch die Dresdner im Stadtarchiv in der Elisabeth-Boer-Straße 1 auf 60 Jahre DNN-Berichterstattung zugreifen. Der Fotobestand wird, sofern die Urheberrechtsfrage geklärt ist, digitalisiert. "Das ist bei gut der Hälfte des Materials der Fall", weiß Thomas Kübler. Bei den Bildern handelt es sich vorrangig um Aufnahmen aus Sport, Kultur und Politik aus 60 Jahren Dresdner Geschichte.
Der Gang ins Archiv hat übrigens nicht nur für die Dresdner Vorteile, sondern auch für das Archivgut selbst. Statt wie bislang in einem unterirdischen Keller, durch den Wasserrohre und Leitungen laufen, wird das Gedächtnis der Dresdner Neuesten Nachrichten künftig sachgerecht und unter erstklassigen Bedingungen im modernsten Stadtarchiv Deutschlands gelagert und kann so noch möglichst lange für die Nachwelt erhalten bleiben.
Aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 29.10.2012
Jane Jannke